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8. Dezember 2017

Melissa Bashardoust: Girls made of Snow and Glass

Category: Hörbücher,Rezensionen – Darkstar – 08:30

Girls made of Snow and GlassNiemand wird dich jemals lieben können

Eine ungewöhnliche Schneewittchen-Interpretation.

Prinzessin Lynet wächst behütet in ihrem elterlichen Schloss in den Bergen auf, die das ganze Jahr über mit Schnee und Eis überzogen sind. Ihr übervorsichtiger Vater beobachtet mit Argusaugen, dass ihr nichts passiert. Er möchte sie zum Ebenbild ihrer verstorbenen Mutter heranziehen. Nur bei ihrer Stiefmutter Mina fühlt sie sich nicht in ein höfisches Korsett gedrängt. Zumindest bis sie alt genug ist, selbst eine Krone zu tragen und Mina vom Thron zu verdrängen …

Fünfzehn Jahre zuvor: Mina wächst einsam als Tochter eines von Macht zerfressenen Zauberers auf. Der manipulative Schwarzmagier redet ihr ein, nicht liebenswert zu sein und hält sie klein. Er zwingt Mina dazu, ihren geliebten Süden zu verlassen, und an den winterlichen Königshof zu ziehen. Doch dort fällt nicht nur der Blick des frisch verwitweten Monarchen auf sie, sondern Mina entdeckt auch ihre eigene Magie …

Melissa Bashardoust erzählt in Girls Made of Snow and Glass das berühmte Schneewittchen-Märchen aus zwei Perspektiven: aus der der Titelheldin der Vorlage und der der bösen Stiefmutter. Nur das letztere hier wesentlich ambivalenter dargestellt wird als in den meisten anderen Erzählungen.

In der ersten Hälfte des Romans spielt Minas Handlungsstrang noch in der Vergangenheit. Wir erfahren, wie sie die Aufmerksamkeit des Königs erregte; wie sie zur Königin wurde. In der zweiten Hälfte spielen dann Minas und Lynets Geschichte parallel.

Obwohl bzw. weil beide charakterlich unterschiedlich sind, ist es spannend, ihre Entwicklungen mitzuverfolgen. Beide stehen im Schatten übermächtig scheinender Männer. Sowohl der König als auch Minas Vater bestimmen das Leben der Frauen, und es fällt ihnen schwer, sich ihrem Einfluss zu entziehen. Ohne zu viel zu verraten, kann man sagen, dass die dunkle Magie von Minas Vater das Leben beider Protagonistinnen wesentlich beeinflusst.

Es ist spannend zu beobachten, wie Melissa Bashardoust gerade Mina immer mehr in eine Ecke drängt. Überzeugend schildert sie, wie sich Prinzessin und Stiefmutter langsam von Vertrauten zu Kontrahentinnen entwickeln. Bis zum Schluss hält Bashardoust die Spannung aufrecht. Kann es für beide ein Happy End geben?

Das verrate ich nicht. Was ich jedoch verrate ist, dass weder Mina noch Lynet einen Prinzen brauchen, der sie rettet, sondern dass ihre Handlungen schlussendlich von ihnen selbst bestimmt werden.

Zudem besonders macht die Geschichte der Umstand, dass Schneewittchen sich hier nicht in einen Mann verliebt, sondern in eine junge Frau. Die Liebesgeschichte spielt allerdings eine stark untergeordnete Rolle. Dennoch: Bravo! Nicht zuletzt, weil das Thema so unspektakulär behandelt wurde. Dann hat sich Schneewittchen eben in eine Frau verliebt – so what?!

Der Roman ist leicht verständlich, aber anmutig geschrieben. Er verläuft in unerwarteten Bahnen. Das Hörbuch ist sehr stimmungsvoll eingelesen von Jennifer Ikeda. Größtenteils spielt die Geschichte in der heimatlichen Burg von Lynet. Bashardoust gelingt es, diesen Schauplatz atmosphärisch zum Leben zu erwecken.

Girls Made of Snow and Glass ist ein bittersüßes Märchen, das aufgrund seines winterlichen Settings perfekt in die kalte Jahreszeit passt.

Das ungekürzte Hörbuch gibt’s bei Audible.

 

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