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22. April 2019

Camelot (DVD)

Category: Filme/Serien,Rezensionen – Darkstar – 19:40

Camelot (DVD Cover)Die Artus-Legende ist ein Stoff, der bereits unendlich oft verfilmt wurde. An eine Neuinterpretation stellen sich deshalb gewisse Ansprüche und als Kenner der Materie beschleicht einen im Vorfeld das Gefühl, dass eine Produktion wie “Camelot” schwerlich mit etwas Neuem aufwarten kann. Dass der Serie gerade dies gelingt ist – neben den phantastischen Bildern und den guten Schauspielerleistungen – ihr großer Verdienst.

Anders als die britische Produktion “Merlin”, die den Sagenstoff augenzwinkernd und aus einem eher humorvollen Blickwinkel umsetzt, besinnt sich “Camelot” auf die düsteren Momente der alten Geschichte: Zehn Episoden umfasst die Serie, in deren Fokus die Produzenten die Rivalität zwischen dem jungen, unerfahrenen Arthur und seiner Halbschwester Morgan legen. Nach dem Tod ihres gemeinsamen Vaters fordert Morgan als erstgeborenes und scheinbar einzig eheliches Kind ihres Vaters den Thron. Umso größer ist der Schock, als der Zauberer Merlin einen weiteren Erben aus dem Hut zaubert: König Uther soll seinen einzigen Sohn Arthur zum Erben ernannt zu haben, der direkt nach seiner Geburt vom Königshof hinfort gebracht und auf dem Land als einfacher Mann erzogen wurde.

Camelot (Morgan & Merlin)Als sie ihrem Rivalen und Halbbruder zum ersten Mal begegnet, ist Morgan dennoch wenig beeindruckt. Arthur ist kaum mehr als ein Kind, ein hübsches Gesicht, dass sie kaum für eine Gefahr hält. Doch sie hat nicht mit Merlin gerechnet, dem es dank seiner Intelligenz und seiner magischen Kräfte gelingt, Arthur als legitimen Nachfolger Uthers zu etablieren. Ein unerbittlicher Kampf zwischen den Halbgeschwistern beginnt. Morgan ist bereit, beinah alles zu opfern, um ihr Ziel zu erreichen, und verschreibt sich der schwarzen Magie. Merlin hingegen muss zu seinem eigenen Schrecken feststellen, dass Arthur nicht die willenlose Schachfigur ist, die er sich offenbar erhofft hat …

Was für eine tolle Interpretation altbekannter Geschichten! Der cleverste Schachzug von “Camelot” ist zweifellos, Morgan nicht zur Tochter von Igraine von Cornwall zu machen, wie es die Sage will, sondern zur erstgeborenen Tochter des britischen Hochkönigs. Damit wird sie zu seiner legitimen Erbin. Arthur hingegen gilt allenfalls als unehelich gezeugter Sohn Uthers und Igraines – ob er tatsächlich Uthers Sohn ist, steht zunächst sogar nicht einmal wirklich fest. Er könnte auch der Sohn von Igraine und deren ersten Ehemann sein – und damit hätte er keinerlei Anrecht auf die Krone. Dies verleiht der Dynamik der Rivalität zwischen den Halbgeschwistern eine ganz neue Färbung und erweist sich zudem als viel logischer, was die Motivation Morgans angeht, als die ursprüngliche Sage. Eigentlich ein Wunder, das nicht früher bereits jemand auf diese einleuchtende Idee gekommen ist.

Camelot (Arthur und das Schwert im Stein)Sie ist jedoch nicht die einzige, mit der die Autoren von “Camelot” das Publikum überraschen. Auch die Entstehungen der Legenden um das Schwert im Stein und die sagenumwobene Klinge Excalibur bekommen hier völlig neue Bedeutungen. Statt das Schwert märchenhaft von einer ätherischen Wasserfee zu bekommen, ist Excaliburs Ursprung in “Camelot” ein ungleich graußamerer. Die titelgebende Burg ist hier in der Serie kein mächtiger Herrschersitz, sondern eine verfallene Ruine, in die sich Arthur eher widerwillig zurück zieht. Und auch das Liebesdreieck Arthur / Guinievere / Lancelot (hier: Leontes) wird anders interpretiert als man es sonst kennt.

Sehr schön finde ich auch, dass de Magie in “Camelot” als etwas sehr gefährliches, bedrückendes dargestellt wird. Selbst Merlin tut sich schwer, sich von ihr nicht zerstören zu lassen. Morgan hingegen kennt solche Skrupel nicht. In einer Klosterschule, in die ihr Vater seine ungeliebte Tochter verbannt hat, hat sie von Nonnen schwarze Magie erlernt und ist auch bereit, sie zu nutzen. Der Preis den sie hierführ bezahlt, ist schrecklich …

“Camelot” gelingt es, die Gefahr, die von der Magie ausgeht, visuell ausdrucksstark zu inszenieren. Und Eva Green als Morgan spielt auf den Punkt. Sie ist eine gleichsam ehrgeizige wie verzweifelte junge Frau, die nicht bereit ist, sich zu beugen. Joseph Fienne als nicht immer positiver Merlin, Claire Forlani als Arthurs Mutter Igraine und Jamie Campbell Bower als junger Arthur überzeugen ebenfalls. Hinzu kommt ein phantastischer Soundtrack und eine traumhafte Kulisse, die das Ansehen zum Genuss machen.

Camelot (Arthur und Guinivere)Eine weitere Staffel wurde leider nicht gedreht. Der US-Sender Starz gibt als Grund dafür an, dass ausgerechnet die beeindruckende Tatsache, dass mit Eva Green (Morgan) und Joseph Fiennes (Merlin) u. a. hochkarätige Hollywood-Flagschiffe für die Serie verpflichtet werden konnten, ihr zum Verhängnis werden sollte. Terminlich habe man die Darsteller einfach nicht mehr für eine Serienproduktion unter einen Hut gebracht.

Schade, den “Camelot” ist für Freunde phantastischer Serien und der Artus-Sage höchst unterhaltsam. Aber auch so sind die zehn Episoden umfassende Staffel Pflichtprogramm für Fans und unbedingt sehenswert!

Ein Kommentar »

  1. Okay, das hat mich jetzt richtig neugierig gemacht. “Camelot” ist soeben auf meinen Wunschzettel gewandert. :)

    Kommentar by Neptun — 5. Juni 2012 @ 18:41

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