Darkstars Fantasy News


17. November 2017

Karl Heinrich Ulrichs: Manor
Gruselkabinett (129) Hörspiel

Category: Hörbücher,Rezensionen – Darkstar – 08:00

ManorDie Färöer-Inseln in heidnischer Zeit:

Nachdem der 19jährige Har (Tom Raczko) den etwas jüngeren Manor (Louis Friedemann Thiele) vor dem Ertrinken in stürmischer See rettet, sind die beiden unzertrennlich. Sie verbringen einen wundervollen Sommer miteinander, in dem sie sich verlieben. Doch dann bricht Har zu einer Schifffahrt auf, von der er nicht mehr zurückkommt.

Jedenfalls nicht lebend. Denn Manor, der Har nicht vergessen kann, verschweigt seiner besorgten Mutter Lära (Monica Bielenstein), dass sein Geliebter ihn Nacht für Nacht besucht; dass er sich zu ihm legt und nach seinem Blut lechzt. Manor kann ohne Har nicht leben. Aber wie lange kann er es mit ihm?

Die 129. Gruselkabinett-Folge besticht durch hervorragende Interpreten, die ihre Rollen überzeugend verkörpern. Neben den drei bereits erwähnten Darstellern liefern auch beliebte Sprecher wie Timmo Niesner und Dagmar von Kurmin gute Leistungen ab. Eine angenehme Abwechslung ist zudem, dass die Handlung nicht im üblichen Zeitalter der Schauerromantik angesiedelt ist, sondern Jahrhunderte früher. Die Menschen leben vom Fischfang, schlafen in kargen Hütten und suchen in Zeiten der Not Hilfe bei Weisen Frauen.

Am bemerkenswertesten an Manor ist freilich, dass sich Titania Medien mit der Umsetzung einer Novelle von Karl Heinrich Ulrichs (1825 – 1895) an eine homoerotische Geschichte gewagt hat. Diesen Umstand deutet das Label erfreulicherweise auch deutlich mit Cover und Klappentext an. Ich hoffe, der Mut zahlt sich aus und macht Schule, denn Hörspiele mit queeren Figuren in prominenten Rollen sind seltene Ausnahmen (bis gar nicht vorhanden).

In diesem Zusammenhang sehe ich auch über einige Schwächen hinweg, die mich bei einer regulären Hörspielfolge eher gestört hätten. Die Inszenierung wirkt zwar routiniert, aber unspektakulär. Was Musik und Hintergrundgeräusche angeht, hat Titania Medien bereits packendere Gesamtkompositionen abgeliefert. Immerhin: der Umgang mit dem Wiedergänger ist hier recht inspiriert und die Handlung wartet mit mehreren überraschenden Wendungen auf.

Fazit: Eine schaurig-tragische Geschichte mit leichten Schwächen.

 

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