Fabio ist Knappe im Orden der Paladine der Morgenröte. Zusammen mit seinem Herrn soll er der jungen Adeligen Celeste de Vontafei Geleitschutz auf ihrer Reise zu den hoch angesehenen Sternenmystikerinnen geben. Noch ehe sie jedoch aufbrechen können, greift ein Trupp gefährlicher Goblins den Landsitz von Celestes Familie an und bringt Tod und Verderben. Schlimmer noch, die Goblin stehen im Dienste des gebannten Erzstellar Astronos, und die Zeichen verdichten sich, dass jener dunkle Herrscher die Ketten seiner Gefangenschaft zu sprengen droht, um das Reich Astaria ins Chaos zu stürzen.
Einzig Fabio und Celeste gelingt rechtzeitig die Flucht aus dem Anwesen, und in einer aus der Not geborenen Gemeinschaft mit einer Gnomenfamilie begeben sie sich auf den Weg in das nahe Venezia, um dort die Schwesternschaft der Sternenmystikerinnen und Fabios Orden zu warnen und um Hilfe zu bitten. Dort angekommen müssen die beiden jedoch erkennen, dass es um Astaria bereits viel schlimmer steht als angenommen. Denn die Paladine sind auf einer Mission verschwunden, während sich um Venezia die Goblinheere sammeln und innerhalb der Mauern der Lagunenstadt eine gefürchtete Kreatur – ein Sternenvampir – ihr Unwesen treibt. Nur fünf geheimnisvolle Artefakte der Himmelsmechaniker scheinen noch Hoffnung bringen zu können. Doch diese sind seit langer Zeit verschollen. Auf ihrer fieberhaften Suche treffen Fabio und Celeste zwar auch auf neue, ungewöhnliche Gefährten, schlussendlich ist ihr Unterfangen jedoch vor allem ein Wettlauf gegen die Zeit – denn auch ihre Feinde wissen um die Macht der Artefakte …
Bisher hatte ich von Thomas Finn, der bereits als DSA-Autor, vor allem aber durch seine Trilogie um die „Chroniken der Nebelkriege“ auf sich aufmerksam gemacht hat, noch nichts gelesen – ein Misstand, den ich nach der Lektüre von „Der letzte Paladin“ unbedingt beheben möchte. Der Auftaktband seines Zyklus um „Die Wächter von Astaria“ erweist sich nämlich als spannendes Fantasy-Leseabenteuer, das sich nicht hinter den Werken von Kai Meyer zu verstecken braucht.
Dieser Vergleich ist bewußt gewählt, denn ähnlich wie Meyer siedelt Finn seine Geschichte nicht in einer völlig neu entworfenen, phantastischen Welt an, sondern in bekannten Gefilden: Astaria ist eine Art alternatives Italien der Renaissance. Die Ortsnamen sind zwar verfremdet – die Landkarte im Buch und Städtebezeichnungen wie Stella Tiberia, Venezia und Napuli – machen jedoch deutlich, wie wir uns die Welt von Fabio und Celeste vorstellen dürfen. Ein netter Kunstgriff, durch den der Autor dafür sorgt, dass der Leser für den Schauplatz umgehend ein gewisses Gespür entwickelt, ohne dass Finn viele Worte darüber verlieren muss. Den Flair dieses mediterranen Handlungsortes verbindet der Autor mit der Kunst der Astrologie. Sterne spielen eine essentielle Rolle in „Die Wächter von Astaria“, im Schöpfungsmythos dieser Welt und im täglichen Leben der Hauptfiguren.
Einzig die Namen der sogenannten Erzstellare – Hybriden aus den Namen bedeutender Gestirne unseres Sonnensystems mit Engels-Namen – klingen etwas holprig. Das mag jedoch Geschmackssache sein und ist in jedem Fall zu vernachlässigen.
Obwohl die Handlung nicht an Spannung spart, setzt „Der letzte Paladin“ vor allem auf einen mythischen, fast märchenhaften Flair und magische Momente. Damit wiederum grenzt sich Finn erfreulich deutlich von Kai Meyer ab. Astaria bevölkert er sowohl mit klassischen Fantasy-Kreaturen wie den Goblins als auch mit Eigenkreationen wie die Sternenvampire, die zwar ihre Inspiration aus nicht minder klassischen Vorbildern ziehen, aber der Atmosphäre Astarias angepasst sind. Da gleich in den ersten Kapiteln von sprechenden Totenschädeln und Riesenfledermäusen die Rede ist, weiß man schnell, dass Finn einen auf eine Reise in ein sehr phantastisches Reich mitnimmt. Ohne dass ich den „Letzten Paladin“ durch folgende popkulturelle Referenz herabwürdigen will, denn sowohl inhaltlich als auch stilistisch überzeugt Thomas Finn auf beeindruckende Art und Weise, konnte ich mir beim Lesen der Assozation zur Disney-Welt der Gummibären-Bande nicht erwehren, mit den vielen Goblins, die durch Astaria ziehen und Fabio und Celeste, die mich aus welchen Gründen auch immer stark an Cavin und Calla aus Dunvin erinnert haben.
Freilich ist „Der letzte Paladin“ unter’m Strich komplexer als die amerikanische Zeichentrickserie, mit der er nicht viel mehr teilt als ansatzweise ein gewisses atmosphärisches Feeling, und auch, wenn Ravensburger das Buch als „Jugend-Fantasy“ klassifiziert, ein durchaus reifes Werk, an dem auch ältere Semester ihren Spaß haben werden. Bleibt abzuwarten, ob die Nachfolgebände ähnlich bestechend daher kommen wie der Auftaktband der „Wächter von Astaria“. Wünschenswert wäre das, denn solch nett geschriebene, fesselnde Fantasy-Romane aus deutschen Landen wie der vorliegende gibt es leider noch immer viel zu selten.
Fakten:
Titel: Der letzte Paladin
Autor: Thomas Finn
Reihe: Die Wächter von Astaria (Band 1 von ?)
Verlag: Ravensburger, September 2008
Aufmachung: Hardcover mit Schutzumschlag, 478 Seiten
Preis: € 16,95
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