Darkstars Fantasy News


12. Mai 2009

Thomas Finn: Das unendliche Licht

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 12:25

Das unendliche LichtIn den letzten Jahren habe ich erfreulicherweise meine bis dahin nicht gerade hohe Meinung von deutscher Fantasy-Literatur erfolgreich revidieren können. Tatsächlich finde ich, dass sich die Bücher hiesiger Autoren inzwischen durchaus sehen lassen können – auch oder vielmehr vor allem in der Sparte der Jugendliteratur. Mit dem Roman „Der letzte Paladin“ habe ich im vergangenen Herbst dem im Hamburg lebenden Phantastik-Autor Thomas Finn eine Chance geben – und wurde alles andere als enttäuscht. Schon beim Lesen jenen Buches wurde mir klar, dass ich mich über kurz oder lang auch über Finns erste Jugendbuch-Trilogie „Die Chroniken der Nebelkriege“ hermachen würde.

Das habe ich jetzt auch – fast schon schneller als erwartet – geschafft und ich bin froh, behaupten zu können, dass sich der Auftaktband des Dreiteilers, „Das unendliche Licht“, ebenfalls sehen lassen kann!

Das Buch wartet auch gleich mit einem starken, stimmungsvollen Anfang auf: Der junge Kai will wie seine Großmutter eines Tages ein Irrlichtjäger werden. Gemeinsam mit ihr lebt er in einer alten, stillgelegten Windmühle am Rand eines kleinen Dorfes im Randbezirk der alten Stadt Hammaburg. Wenn Kai auch mit der Dorfjugend nicht immer unbedingt zurecht kommt, so ist sein Leben doch recht beschaulich.
All das ändert sich schlagartig über Nacht. Geisterhafte Piraten tauchen an einem Festabend auf und machen Jagd auf all die Irrlichte, die die Dorfbewohner gefangen haben, um Handel damit zu treiben. Ohne Rücksicht auf Verluste ergreifen sie ihre Beute – und töten dabei sogar Kais Großmutter. Der Junge selbst kann nur durch das Eingreifen des spröden Elfenjungen Fi und dessen Gefährten gerettet werden – und da dieses traumatische Erlebnis in Kai dessen schlafende magische Kräfte freigesetzt haben, begleitet er seine Beschützer nach Hammaburg. Dort soll er beim berühmten Thadäus Eulertin, seines Zeichens Däumling und Zauberer, in die Lehre gehen. Denn dieser entdeckt schnell, das Kai eine wichtige Rolle im Kampf gegen die grausame Zauberin Morgoya spielen könnte, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die gesamte westliche Welt zu unterjochen. Vorausgesetzt jedenfalls, dass es ihm gelingt, die eigene Lehrzeit zu überleben!

Es ist die Symbiose aus verfremdetem Bekannten, interpretiertem Traditionellen und vielen kleinen Details, die der große Trumpf von Thomas Finns Debüt im Jugendbuchbereich sind.
Wie der Autor Kai Meyer es so gerne macht, hat auch Finn sich dafür entschieden, seine Geschichte nicht in einer völlig neu erfundenen Welt anzusiedeln, sondern wählt als Handlungsschauplatz das spätmittelalterliche Deutschland, dass er jedoch – ebenso wie Meyer – durch phantastische Elemente und zahlreiche kleine Einfälle verfremdet: Aus Hamburg wird Hammaburg, in der finsteren Nebelkönigin Morgoya aus dem entfernten Inselreich Albion ist unschwer Morgan le Fay zu erkennen, aus den Alpen wird das Alptraumgebirge und und und.
Dadurch gelingt es Finn mühelos, dem Leser ein Gefühl für seine Welt zu vermitteln: Der Schauplatz ist uns bekannt, durch seine zahlreichen Einfälle macht er diesen dennoch für uns interessant. Es ist ein Deutschland aus dem Märchenbuch, unser Heimatland, bevölkert mit den Wesen und Völkern unserer eigenen Mythen und Sagen: Da gibt es einen Däumling, Zauberer, Elfen, Trolle, eine Feenkönigin und sogar die Personifizierung der verschiedenen Winde treten in Erscheinung.

Das allein macht „Das unendliche Licht“ bereits zu einem Lesespaß. Die spannende Abenteuergeschichte, die Thomas Finn in diesem Rahmen erzählt, tut ihr übliches, um vor allem ein junges Publikum in ihren Bann zu ziehen: In Hammaburg versucht Kai nämlich, einer Verschwörung auf den Grund zu gehen. Er will wissen, warum die Geisterpiraten die Irrlichter in ihre Gewalt bringen wollten. Und dann sind da noch der Elf Fi und die undurchsichtige Gargyle, hinter deren Geheimnis er unbedingt kommen will.
Das sind die Handlungsschwerpunkte, die sich um die aufregende Lehrlingszeit von Kai drehen, die den eigentlichen Kern des Buches ausmachen. Denn sein Meister Thadäus Eulertin ist eine faszinierende Gestalt. Der kleine Gelehrte lebt in einem Haus, in dem früher ein Schwarzmagier heimlich war. Kein Wunder also, dass es dort spukt, Räume sich verwandeln und in einem verborgenen Winkel des Dachbodens gefährliche magische Artefakte verborgen sind.

Trotz der einen oder anderen Länge, die nicht weggeleugnet werden kann, beweist Thomas Finn ein Gespür für das, was jugendliche Leseratten begeistert. Im direkten Vergleich hat „Der letzte Paladin“ bei mir persönlich zwar die Nase vorn – das mag aber einfach daran liegen, dass dieses Buch einfach meinen Nerv noch stärker getroffen hat und sich Thomas Finn als Autor auch noch ein Stück weiter entwickelt hat – fest steht aber, dass „Das Unendliche Licht“ ein wunderbarer Fantasy-Schmöker für Leser ab 12 Jahre ist, den ich freiheraus jedem empfehlen kann, der für klassische, märchenhafte Phantastik mit traditionell deutschem Setting etwas übrig hat.

Fakten:

Titel: Das unendliche Licht
Reihe: Die Chroniken der Nebelkriege (1 von 3)
Autor: Thomas Finn
Verlag: Ravensburger
Aufmachung: Hardcover mit Schutzumschlag, 446 Seiten
Preis: 16,95 EUR

Bei Amazon bestellen: hier! (oder hier als preisgünstigere Taschenbuchausgabe)

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4 Comments »

  1. Sehr schön geschriebene Rezension.
    Leider mag ich weder Jugend-Fantasy noch Fantasy die in der hiesigen Welt spielen.

    Kommentar by fanfarian — 12. Mai 2009 @ 16:23

  2. […]    – Das unendliche Licht […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Interview mit Thomas Finn | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 5. Dezember 2009 @ 11:31

  3. […] Finn hat in seinem Newsletter offiziell verkündet, dass er gerade an einem Prequel zu den “Chroniken der Nebelkriege” […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Tom Finn kehrt in die Welt der Nebelkriege zurück! | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 31. Oktober 2011 @ 21:35

  4. […] diesem Buch kehrt er in die phantastische Welt seiner “Chroniken der Nebelkriege” zurück. Im Mittelpunkt des für sich stehenden Prequels zur Trilogie sthet die Elfe Fi, die […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Interview mit Thomas Finn zu “Der silberne Traum” | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy - ein Fantasy Blog — 14. März 2013 @ 20:00

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