Der amerikanische Autor Jim C. Hines ist hierzulande für seine Goblin-Bücher bekannt, die bei Bastei Lübbe erschienen sind. Anfang des Jahres ist in Amerika der erste Teil seiner neuen Serie erschienen: Ein actionreiches Fairy Tale-Fantasy-Abenteuer, das in Deutschland ebenfalls bei Bastei Lübbe erscheinen wird.
Auch wenn es bis dahin noch ein paar Monate hin ist, habe ich Jim Hines bereits jetzt um ein Interview gebeten.
Interview mit Jim C. Hines
Vielleicht könntest du dich eingangs selbst in ein paar Sätzen vorstellen
Mal sehen … Ich bin 34 Jahre alt und lebe in den USA mit meiner Ehefrau, zwei Kindern, einem Hund und zweieindreiviertel Katzen. Nein, halt – buchstäblich in dem Moment, in dem ich das geschrieben habe, ist meine Frau mit einem weiteren Hund hier reingekommen. Ich nehme also an, dass wir nun zwei Hunde haben. Fantasy schreibe ich seit ca. vierzehn Jahren und ich habe bislang vier Bücher und ungefähr vierzig Kurzgeschichten veröffentlicht.
In The Stepsister Scheme treffen verschiedene Heldinnen aus alten Märchen aufeinander und finden sich zu einem Team zusammen, das ein bisschen an Drei Engel für Charlie erinnert, um gegen böse Hexen, Feenwesen und alles andere zu kämpfen, was Fantasyland ihnen in den Weg wirft.
Meine Tochter ist für die ursprüngliche Idee verantwortlich. Sie hat eine Prinzessinnen-Phase durchgemacht – unser Haus war voll von Prinzessinnen-Merchandise: angefangen bei Prinzessinnen-Filmen über Prinzessinnen-Bettwäsche und – pyjamas bis hin zur Prinzessinnen-Brotzeitbox. Sie waren einfach überall!
Hat dich das Buch in einer Art und Weise herausgefordert, wie es bei deinen Goblin-Büchern nicht der Fall war?
Ich denke das kommt darauf an. Ich versuche, all meine Figuren interessant zu gestalten. Wenn es mir langweilig wird, über einen bestimmten Charakter zu schreiben, dann ist es recht wahrscheinlich, dass auch die Leser sich langweilen werden. Wahrscheinlich habe ich den meisten Spaß mit Charakteren, die auf der Linie zwischen Gut und Böse stehen. Der Goblin Jig ist ein ziemlich gutes Beispiel dafür. Er ist kein Bösewicht, aber wenn du ihn als Helden bezeichnen würdest, würde er höchstwahrscheinlich etwas nach dir werfen.
Weißt du noch, worum es in deiner ersten Geschichte (oder deinem ersten Roman) ging? Und wie hast du festgestellt, Talent für das Schreiben zu besitzen?
Ich glaube nicht, dass es einen einzigen speziellen Moment gegeben hat, in dem ich realisiert habe, Talent zu besitzen. Im Großen und Ganzen war das ein langer Weg, auf dem ich viel geübt habe und umgeschrieben habe und gelernt habe, wie man eine Geschichte entwickelt. Ich denke, ich bin inzwischen ein recht guter Autor, aber es gibt immer Dinge, die man noch lernen kann. Ich nehme an, ich werde üben und lernen bis zu dem Tag, an dem ich sterbe.
Wie lange hast du gebraucht, um dein erstes Buch zu schreiben – und wie lange für das neueste?
Hast du eine Lieblingsstelle aus all deinen Büchern oder eine, auf die du besonders stolz bist?
Erzähl uns doch ein bisschen darüber, wie du beim Schreiben vorgehst. Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag für dich aus?
Gibt es etwas, das du bei bzw. während der Arbeit an einem Roman absolut nicht ausstehen kannst?
Aus unerfindlichen Gründen fällt alles in sich zusammen, wenn ich die 30.000-Wörter-Grenze in meinem ersten Entwurf erreiche. Ich verliere Plotverläufe aus den Augen oder ich stelle fest, dass eine Figur nicht funktioniert. Oder ich ändere meine Meinung, was ein gewichtiges Element des Buches betrifft. Auf die eine oder andere Weise stürzt jedes Buch an dieser Marke ein. Ich habe mit meinem neuen Buch genau diesen Punkt erreicht und fühle mich gerade total verloren mit der Frage, was ich nun machen soll. Das Einzige, was mir hilft, ist dass ich inzwischen weiß, dass das normal für mich ist und ich irgendwann herausfinde, wie es weitergeht und ich das verdammte Ding fertigstelle.
Wahrscheinlich, sich einfach die Zeit zu nehmen, um Fragen zu stellen. Momentan arbeite ich daran, Talias Heimatland Arathea für das dritte Prinzessinnen-Buch zu erschaffen. Ich habe mit einer großen leeren Landkarte angefangen und ich wußte, es handelt sich um ein Wüstenland, was zu Fragen führt wie etwa, was man dort trägt? Wo lebt man dort? Wird Wasser mit allen geteilt, die es brauchen, oder gebunkert wie eine wertvolle Resource? Aus was werden Gebäude gemacht? Welchen Effekt hat die Magie auf das alles? Wie ähnlich ist es den Wüsten-Kulturen unserer Welt – oder worin unterscheiden sie sich?
Was außerdem wichtig ist, ist Recherche. Während ich mir die oben genannten Fragen stelle, lese ich auch darüber, wie andere Kulturen sich an die Konditionen einer Wüstenlandschaft angepasst haben. Ziemlich oft sind die Dinge, die ich erfinden kann, wesentlich uninteressanter als das, was sich die Leute in der Realität tatsächlich ausgedacht haben.
Hat dich dein Verleger jemals darum gebeten, wesentliche Änderungen an deinen Manuskripten vorzunehmen – oder verlangt er das gar? Musstest du schon drastische Änderungen vornehmen?
Was plant der Autor Jim C. Hines sonst noch so?
Momentan habe ich einen Vertrag für zwei weitere Nachfolgebände von The Stepsister Scheme. The Mermaid’s Madness habe ich bereits im Verlag eingereicht und zur Zeit arbeite ich am dritten Buch, das den Arbeitstitel Red Hood’s Revenge trägt. Ich würde innerhalb dieser Serie insgesamt gern fünf Bücher schreiben, aber wir werden sehen, was passiert.
[Anmerkung: Inzwischen hat Jim in seinem Blog bekannt gegeben, dass er bereits für ein viertes Buch – Secret of the Snow Queen – unter Vertrag genommen wurde].
Welches ist eigentlich dein persönliches Lieblings-Märchen?
Ich fürchte, ich habe nicht wirklich ein Lieblingsmärchen. Momentan lese ich einfach alle, die ich in die Hand bekommen kann.
Und welcher Märchenfigur würdest du gern total durch die Mangel nehmen in deinem nächsten Roman?
Das ist eine gute Frage. Ich werde damit weitermachen, Schneewittchen, Dornröschen und Cinderella das Leben schwer zu machen, natürlich. Die kleine Meerjungfrau ist dann im zweiten Buch an der Reihe und im dritten Teil schlägt Rotkäppchen auf. Ich habe bereits eine Idee für Buch Nummer vier (sollte mein Verleger weitere Bücher wollen), aber diese ist noch nicht komplett ausgearbeitet. Und was Buch fünf, falls ich eins schreiben werde, angeht – da ist noch alles möglich im Moment.
Gibt es einen Roman – eines anderen Autors – von dem du dir wünschst, du hättest ihn selbst geschrieben?
Good Omens, die Zusammenarbeit von Terry Pratchett und Neil Gaiman war brilliant und ich wäre glücklich, wenn ich so schreiben könnte. Tatsächlich halte ich immer nach Geschichten und Szenen Ausschau, von denen ich mir wünsche, sie selbst geschrieben zu haben – und versuche herauszufinden, wie der Autor das angestellt hat und wie ich in meinem nächsten Roman ähnliches erreichen kann.
In Anbetracht der Tatsache, was ich meinen Charakteren so antue, nehme ich an, dass erste, was sie tun würden, wäre mir direkt einen Schlag ins Gesicht zu verpassen. Wenn ich also eine Figur aus meinen eigenen Werken wählen müsste, würde ich mich für Danielle aus The Stepsister Scheme entscheiden, weil sie die ist, die mir am ehesten vergeben würde und ich so um den Schlag ins Gesicht herum käme …
Jim C. Hines Website findet ihr hier!
Hi Darkstar, schönes Interview! Vielleicht interessieren dich ja Jim’s Frühjahrsbuchempfehlungen auf meinem Blog. Schöne Grüße, Frank
Kommentar by Frank — 27. April 2009 @ 16:54
[…] Ich für meinen Teil bin schon sehr gespannt, denn das Buch klingt wirklich spaßig! Worum es genau geht, erfahrt ihr unter anderem im Interview mit Hines, welches ich vor ein paar Monaten mit ihm führen durfte (hier). […]
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