Serbien 1731: Aus Geldgier verschachert ihr Vater die junge Jasna an den reichen Kaufmann Jovan, der für die Nacht Unterschlupf im Gasthaus der verarmten Familie gesucht hat. Der Fremde erkauft sich damit eine Braut für seinen Sohn und schleppt Jasna mit sich in sein Dorf in der Nähe des Türkenlandes. Als Jasna ihren neuen, mysteriösen Ehemann kennenlernt, spürt sie von Anfang an instinktiv, dass sie auf der Hut sein muss. Auch das alte Gehöft, in dem Jovans Familie lebt, ist ihr unheimlich. Und tatsächlich scheint auf dem Landsitz etwas vor sich zu gehen, was nicht mit rechten Dingen zu tun hat. Die Dorfbewohner halten sich fern von Jovans Gehöft und auch Jasna wollen sie nicht in ihre Kirchengemeinde aufnehmen. Der Pfarrer weigert sich gar, sie zu trauen. Bald schon wird Jasna klar, dass auch ihre neue Familie Geheimnisse vor ihr hat. Ihr Mann will nicht mit ihr schlafen, die Dienstmagd weigert sich, ihr Zugang zu allen Räumen des Hauses zu geben und Knoblauch scheint verboten. Am unheimlichsten ist jedoch die bleiche Fratze, die Jasna in der Nacht zu sehen glaubt, von der bei Tageslicht aber jede Spur fehlt. Ist die Mutter ihres Ehemanns, die angeblich vor Jahren bei einem Brand ums Leben gekommen ist, gar nicht tot? Oder sucht ihr rachsüchtiger Geist das Anwesen heim?
Obwohl Nina Blazons “Totenbraut” ausdrücklich ein historischer Roman ist, darf er unbedingt auch Phantastik- und vor allem Vampirfans wärmstens empfohlen werden. Tief hat die Autorin für ihren Roman im osteuropäischen Volks- und Aberglauben gegraben, um aus den schillernden Details, auf die sie dabei gestoßen ist, sachkundig eine faszinierende, düstere Geschichte zu spinnen. Dabei limitiert sie sich nicht nur auf die üblichen Schauergeschichten um Vampire, sondern bereichert den Roman auch mit diversen anderen Gruselmotiven, die typisch für den Landstrich sind, in der sie die Geschichte ansiedelt. Überhaupt passt das osteuropäische Setting sehr gut zu der Geschichte und wirkt frisch, da hierzulande noch nicht so oft darauf zurückgegriffen wurde. Wie Jasna, die den unheimlichen Ereignissen tapfer auf den Grund zu gehen versucht, ist sich der Leser schon bald nicht mehr sicher, ob auf Johans verfluchtem Gehöft nicht tatsächlich übernatürliche Kräfte am Werk sind. Die Auflösung – die Wahrheit enthüllt Blazon wie sich das gehört erst kurz vor Schluß in einem spannenden Finale – ist ebenso vielschichtig und überraschend wie simpel. Gerade dadurch erhöht sich die Glaubwürdigkeit des Buches, in dem die Autorin mehrfach geschickt mit den Erwartungen des Lesers spielt.
Nina Blazon punktet aber nicht nur mit ihrer gut durchdachten Geschichte. Auch die Figuren, mit denen sie “Totenbraut” bevölkert, sind ihr glaubhaft gelungen. Vor allem Jasna ist eine starke Figur, die dem Leser schnell ans Herz wächst. Blazon schreibt (erstmals?) in der Ich-Perspektive, wodurch man sich sehr schnell mit der Protagonistin identifiziert. Die Liebesgeschichte, auf die sich Jasna schließlich einlässt, entwickelt sich sehr langsam, nachvollziehbar und herrlich unkitschig. Ein weiteres Mal ist die große Stärke von Nina Blazon jedoch ihr wunderbarer Stil. Ihre Sätze fließen und wirken lebendig. Sie schreibt stilsicher und poetisch, ohne gekünstelt zu sein. Das macht ihr so schnell keiner Nach, da macht das Lesen Spaß.
Das alles – der Plot, die Figuren, das Setting und der grandiose Stil – verbindet sich zu einer unschlagbaren Kombination, die “Totenbraut” zum vielleicht besten Roman macht, den Nina Blazon geschrieben hat. Bisher jedenfalls.
Fakten:
Titel: Totenbraut
Autorin: Nina Blazon
Verlag: Ravensburger
Aufmachung: Hardcover, 430 Seiten
Preis: 16,95 EUR
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Eine Leseprobe und noch einiges mehr zum Roman gibt es auf der Website der Autorin!
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