Darkstars Fantasy News


16. September 2009

Charlaine Harris: Ein Vampir für alle Fälle

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 17:05

Ein Vampir für alle FälleSpätestens seit dem amerikanischen Quotenerfolg der TV-Serie True Blood, die auf den Büchern von Charlaine Harris basiert, ist die telepathisch begabte Sookie Stackhouse in aller Munde.

Mit „Ein Vampir für alle Fälle“ legt DTV den mittlerweile achten Band der Romanreihe vor, in dem Sookie in die internen Machtkämpfe der lokalen Werwölfe, der überregionalen Vampire und in verzwickte Familienangelegenheiten verwickelt wird.

Ist der neue Band auch für Quereinsteiger geeignet?

Ich selbst hatte bisher noch keinen Roman aus der Reihe gelesen. Mit einem achten Band in eine populäre, laufende Reihe mit Seriencharakter einzusteigen, ist sicher gewagt. Um so überraschter war ich, wie leicht mir der Einstieg in Sookies Welt gefallen ist. Das mag zum einen daran liegen, dass ich über Sookie Stackhouse bereits einiges gehört hatte. Ich wusste, dass sie eine Telepathin ist, mal mit einem Vampir zusammen war (wie sich in diesem Buch herausstellte, war das noch eine Untertreibung) und dass die Blutsauger ins Licht der Öffentlichkeit getreten waren, seit die Japaner synthetisches Blut entwickelt haben, welches ihr untotes Überleben sichert. Mehr muss man auch nicht wissen, wenn man an „Ein Vampir für alle Fälle“ gefallen finden will, denn Charlaine Harris versteht es, unaufdringlich alle für die Handlung wichtigen Details in ihrem Roman in ein, zwei Nebensätzen einzustreuen.

Worum geht es diesmal eigentlich?

Den Romanübergreifenden Storyarc zusammenzufassen, fällt diesmal gar nicht so leicht. Zum einen scheint sich vieles organisch aus Sookies Abenteuern aus frühren Bänden entwickelt zu haben, zum anderen – und das spielt eine wesentlich größere Rolle – gibt es eigentlich keinen stringenten Handlungsverlauf. Sookie lernt im Verlauf der Handlung gleich zwei ungewöhnliche Mitglieder ihrer Familie kennen, von denen sie bisher nichts wusste; sie wird kurzfristig in die bundesstaatsweite Vampirpolitik verwickelt und mitten hinein in die Fehde des sich uneins gewordenen regionalen Werwolfclan gezogen. Darüber hinaus muss sie sich mit den Problemen ihrer Mitbewohnerin herumschlagen (der Hexe Amelia) sowie mit diversen einstigen Liebhabern.

Und wie ist er nun?

Dadurch wirkt der neue Stackhouse wie eine Füller-Episode einer TV-Serie. Es geschieht nichts stringent weltbewegendes, die Handlung plätschert vor sich hin, wir begleiten Sookie mal hierhin, mal dorthin, und die wenigsten aufgeworfenen Probleme werden am Ende des Romans abgeschlossen, sondern sind offensichtlich als Futter für weitere Bände eingeführt worden. Das wirkt alles sehr beliebig, ist unterm Strich aber dennoch recht unterhaltsam. Man bleibt dran am Buch, weil Harris so nett schreibt, nicht, weil man unbedingt wissen muss, wie es weiter geht.

Wie ist die Welt von Sookie denn generell?

Nach der Lektüre von „Kein Vampir für alle Fälle“ kann ich schon verstehen, warum so viele Leute auf die gedankenlesende Kellnerin fliegen. Sookie ist eine sympathische Heldin und hat eine Stimme, der man recht gern zuhört. Die Welt, in der sie lebt (und sie selbst), ist der unseren (und uns) ähnlich genug, um uns gut in das Buch hineinversetzen zu können. Im Vergleich zu anderen Urban Fantasy-Reihen wirkt das Sookie Stackhouse-Universum
allerdings eher Chick Lit mit Mystery-Einschlag, in das nun auch nach Vampiren, Werwölfen und Hexen das Volk der Elfen Einzug gehalten hat. Nun darf man aber nicht vergessen, dass Charlaine Harris – was die “Post-Buffy-Urban Fantasy-Literatur” angeht – eine der Vorreiterinnen eines Genres war, das heutzutage geradezu überschwemmt wird. Behält man dies im Hinterkopf, wirkt ihr Universum noch immer angenehm frisch, auch wenn eine Welt, in der die Wesen des Volksglaubens inzwischen ans Licht der Öffentlichkeit getreten sind, inzwischen keine Seltenheit mehr darstellen (siehe Kim Harrison, Patricia Briggs, Ilona Andrews etc.). Immerhin hat das Südstaatensetting der Sookie-Bücher doch viel Flair und wirkt herrlich unverbraucht; neben der charismatischen Stimme der Hauptfigur das große Plus der Romanreihe.

Bodycount

Ein bisschen überraschend ist da allenfalls der große Bodycount von Sookie Stackhouse. In „Ein Vampir für alle Fälle“ kommen nicht nur nun wirklich eine ganze Menge Leute (Menschen, Vampire und Werwölfe) ums Leben! Das geschieht allerdings, ohne dass sich Charlaine Harris in blutigen Splatter-Szenen ergeht. Unappetitliche Details bleiben dem Leser (größtenteils) erspart.
Beinahe ebenso groß wie die Anzahl der Todesopfer scheint die Anzahl der bisherigen Liebhaber von Sookie Stackhouse zu sein. Sie war mit mindestens zwei Vampiren zusammen, mit einem Gestaltwandler, ihr Chef in der Bar ist an ihr interessiert und auch so manch anderer scheint mit ihr Flirten zu wollen. Das ist beinahe schon zu viel des Guten! Andererseits erzählt Sookie auch von diesen Erfahrungen recht locker und wird auch hier nie unappetitlich.

Fazit

Wem es nichts ausmacht, ein Buch zu lesen, das offensichtlich Filler-Charakter hat und keine stringente Handlung, sondern auf eine beliebige Aneinanderreihung von Ereignissen und Kurz-Episoden setzt; wer Urban Fantasy mit Südstaaten-Charme etwas abgewinnen kann und wer es auch gern mal ein bisschen weniger mystisch und dafür mehr soapig mag, der darf gern einen Blick in „Ein Vampir für alle Fälle“ werfen. Sookie Stackhouse hat Seriencharakter, und das stellt sie diesmal eindrucksvoll unter Beweis. Ein nettes Buch für Zwischendurch und natürlich ein gefundenes Fressen von Charlaine Harris-Fans. Alles in allem unterhaltsame Durchschnittskost.

Titel: Ein Vampir für alle Fälle
Reihe: Sookie Stackhouse, Band 8
Autorin: Charlaine Harris
Originaltitel: From Dead to Worse
Übersetzung: Britta Mümmler
Verlag: dtv
Aufmachung: Taschenbuch, 381 Seiten
Preis: 8,95 EUR

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2 Comments »

  1. […] die Sookie-Geschichte in “Werwölfe zu Weihnachten” als auch der Sookie-Roman “Ein Vampir für alle Fälle” haben sich sehr gut weggelesen und waren ein unterhaltsamer Zeitvertreib. Das gilt auch für […]

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