Vor gut einem Monat habe ich angekündigt, dass ich hier einige Anthologien vorstellen möchte, die mir sehr gefallen haben.
“Charmed Destinies” ist zwar nur bedingt als Anthologie zu bezeichnen – sie enthält keine Kurzgeschichten, sondern drei Novellen -, aber da mir die Sammlung seinerzeit wirklich gut gefallen hat, darf sie keinesfalls unerwähnt bleiben.
“Charmed Destinies” enthält je einen Romantic Fantasy-Kurzroman dreier unterschiedlicher Autorinnen: Von Mercedes Lackey, Rachel Lee und Catherine Asaro. Der Band sollte den Einstand für das neue Verlagsimprint Luna kennzeichnen, und das Programm von Luna bewerben: Liebesromane mit hohem Fantasy-Anteil. Diverse Luna-Romane sind inzwischen auch hierzulande – meist im regulären Fantasy-Programm – erschienen, u. a. Sarah Zettels “Camelot”-Reihe, P. C. Casts “Ausersehen“-Reihe oder Michelle Sagaras “Kaylin“-Romane.
Zu Anfangszeiten des Verlagsimprints wandte man sich vor allem an Fantasy- und Science Fiction-Autorinnen, die eher klassische Genre-Geschichten verfasst hatten, ohne dass die Liebe da zu sehr im Vordergrund stand. Diese sollten nun neue Reihen konzeptionieren. Mercedes Lackey entwarf für Luna ihre “Tales of the Five Hundred Kingdoms”, die in Deutschland ja leider gefloppt ist (was auch an einem sehr misslungenen Cover-Konzept gelegen haben könnte), Catherine Asaro hat sich zuvor mit ihren “Skolar”-Romanen einen Namen gemacht.
Zurück zur Novellen-Sammlung. Das ist natürlich immer Geschmackssache, aber leider haben mir nur zwei der drei Novellen richtig gut gefallen. Rachel Lees”Drusillas Dream” war nichts für mich: Als einzige der Novellen angesiedelt in unserer Realität, handelt es sich um eine Frau, die nachts in einer Datenerfassungsfirma arbeitet und sich aus Langeweile ein Fantasy-Reich erträumt, in dem sie … nun, das soll nicht verraten werden, aber so spektakulär war die Story nicht.
Mercedes Lackeys “Counting Crows” hingegen hat richtig Spaß gemacht. Um Land und Vater zu schützen, heiratet Lady Gwynhefar einen unbekannten Herzog. Einem alten Brauch zufolge, geschieht dies im Rahmen einer “Glove Marriage”. Gwynhefar steht ihrem Angetrauten bei der Hochzeit nicht gegenüber. Obwohl rechtskräftig wirksam, nimmt bei der Hochzeit sein Handschuh seine Stelle ein. Demzufolge weiß sie nicht, was sie in dessen fremder Feste erwartet. Als sie ihrem Mann begegnet, stellt sich dieser nicht gerade als freundlich heraus. Gwynhefar ist jedoch nicht bereit, sich einfach in ihr Schicksal zu ergeben …
“Counting Crows” ist eine typische Lackey-Geschichte: Leichte Kost, nett geschrieben, einige tolle Ideen – nichts wirklich großartiges, aber ein wunderbarer “comfort read”, wenn man ihre Bücher mag.
Das absolute, unerwartete Highlight der Sammlung ist jedoch Catherine Asaros “Moonglow”. Obwohl Asaro sich als Science Fiction-Autorin einen Namen gemacht hat, überzeugt ihre Fantasy-Welt durch eine äußerst ungewöhnliche Magie: Zauberei wird hier mit Hilfe von Farben und Formen gewirkt. Die Geschichte bildet den Auftakt von Asaros “Charmed Spheres”-Trilogie, kann jedoch auch für sich allein stehend gelesen werden.
In Aronsdale ist es Brauch und Gesetz, dass es immer die mächtigste Magierin ist, die den König heiratet. Da der Kronprinz des Landes als Kind verschwunden ist, soll der Neffe des Königs diesem auf den Thron folgen. Seine potentielle Braut is Iris, eine mächtige Magierin in Ausbildung. Mit ihr wird jedoch auch Iris unterrichtet, die kaum Talent zeigt. Bis sie eines Tages den totgeglaubten Prinzen Jarid mental begegnet …
Diese Geschichte hat mich begeistert, weil die Charaktere wirklich toll waren, das Magiesystem ungewöhnlich und spannend – und weil sich Prinz Jarid als stumm und taub herausstellt – es der Autorin aber dennoch gelingt, ihn glaubhaft als Charakter zu führen.
Insgesamt würde ich die Sammlung also jedem ans Herz legen, der romantische High Fantasy mag. “Charmed Destinies” bietet kurzweilige Unterhaltung, die Lust auf mehr macht.