Mit seinen Superhelden-Verfilmungen ist den Marvel-Studios etwas Beachtliches gelungen:
Mit Blockbustern wie den Iron Man-Filmen, Captain America und natürlich den Avengers haben sie das Genre auf ein neues Niveau gehoben und Filme geschaffen, die man zwar einzeln genießen kann, die aber lose miteinander verknüpft sind und so ein Franchise aufbauen, das Größer ist als die Summe der einzelnen Teile zusammen. Superhelden-Streifen sind nicht mehr nur noch etwas für Geeks und Nerds, sondern sie kommen auch in der breiten Masse gut an, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Die “Avengers” sind sogar einer der erfolgreichsten Kinofilme aller Zeiten.
Eine der wichtigsten Hauptfiguren in diesem Superhelden-Franchise ist der Donnergott Thor – in den Filmen keine mythische Figur, sondern ein Außerirdischer von einem fremden Planeten, der wiederum stark an die nordische Mythologie angelehnt ist. Gespielt von Chris Hemsworth (Cabin in the Woods; Snow White and the Huntsman), schwang Thor erstmals 2011 in seinem eigenen Film den Hammer, kam auf die Erde und verliebte sich in die schöne Wissenschaftlerin Jane Foster (Natalie Portman). Regie führte damals Kenneth Brannagh, die Cast – unter ihnen Anthony Hopkins, Rene Russo und Kat Dennings – war großartig — aber gezündet hat es damals bei mir nicht. “Thor” hat mich nicht überzeugt.
Erst durch die “Avengers”. in dem sowohl Thor als auch sein sinistrer Ziehbruder Loki wichtige Rollen spielen, konnte ich mich für die Charaktere aus der außerirdischen Welt Asgard begeistern. Dem “Thor”-Sequel “Thor – The Dark Kingdom” stand ich deshalb mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Der Trailer sah gut aus, ja, aber was heißt das heute schon? Ich lies mich auf den Film ein, wohl wissend, dass ich mich ggf. mit ca. 2 Stunden gepflegte Langeweile konfrontiert sehen würde – und wurde angenehm überrascht!
Der Film ist spitze! Alles, was “Thor 1” in meinen Augen falsch gemacht hat, macht “Thor 2” richtig. Abgesehen von den “Avengers”, die einfach großartig sind, ist “Thor – The Dark Kingdom” sogar mit Abstand mein neuer Lieblingsfilm im Marvel-Superheldenfranchise. Er steckt sogar “Iron Man 1” in die Tasche.
Wie kommt’s?
Trotz aller Action ist “Thor – The Dark Kingdom” ein Charakterstück, das die Welt der Superhelden sehr hervorragend mit der magischen Welt von Asgard verbindet. Große Strecken des Films spielen auf dem fernen Planeten, der in dieser Interpretation von Regisseur Alan Taylor (Game of Thrones) seine Vorlage, die nordische Mythologie, in jeder Szene atmet. Das macht den Film für einen Fantasy-Fan natürlich besonders ansprechend.
Aber jetzt endlich ein paar Worte darüber, worum es überhaupt geht:
In London leckt die Wissenschaftlerin Jane Foster ihre Wunden. Thor, der athletische Außerirdische, in den sie sich verliebt hat, ist nicht zu ihr zurück gekehrt. Die Gründe dafür erfährt sie erst, als sie auf einer wissenschaftlichen Untersuchung durch ein Portal in eine andere Welt gesogen und mit einer mysteriösen Substanz infiziert wird: dem Aether. Thor eilt zu ihrer Rettung und nimmt sie mit sich nach Asgard, wo Jane von Thors Vater Odin von der unheimlichen Macht erfährt, die dem Aether innewohnt und die ihr Leben bedroht.
Diese Macht erweckt den Dunkelelf Malekith wieder zum Leben, der mit Hilfe des Aethers das gesamte Universum auslöschen will. Seinen Zorn richtet er auf Asgard, wo Loki gerade für seine Verbrechen auf der Erde verurteilt und ins Gefängnis geworfen wurde. Es entbrennt eine gewaltige Schlacht, in deren Verlauf Thor sich entschließt, Loki zu vertrauen. Er befreit seinen Bruder und seine Nemesis, um mit ihm und Jane einen gefährlichen Plan auszuführen, der Malekith aufhalten soll. Doch kann man einem Verräter trauen?
Über “Thor – The Dark Kingdom” sagte Produzent Kevin Feige augenzwinkernd, bei dem Film handele es sich um den Abschlussteil der “Loki”-Trilogie, eine Anspielung auf den beliebten Charakter, der in “Thor 1” und “Avengers 1” bereits Auftritte hatte und sich zu einem Fan-Liebling entwickelt hat. Sicher liegt das vor allem an dem tollen Spiel von Tom Hiddleston, der den schmierigen, diabolischen Loki fasettenreich und mit großer Präsenz verkörpert. Obwohl Loki ein scheinbarer Schurke ist, spielt Hiddleston sich in das Herz der Zuschauer und stiehlt Thor, der eigentlichen Hauptfigur, mühelos die Show. Seine Sätze sind zynisch, böse und manchmal auch komisch und das Sequel lebt zum großen Teil von ihm.
Die restliche Cast braucht sich aber auch nicht zu verstecken: Wie im ersten Teil spielen Anthony Hopkins und Rene Russo Thors Eltern, die Herrscher über Asgard,Jamie Alexander ist die Kriegerin Sif und Stellan Skarsgard Dr. Selvig. Kat Dennings (2 Broke Girls) als Janes chaotische Assistentin Darcy ist so bezaubernd, dass man unbedingt mehr von ihr in dieser Rolle sehen will!
Das tolle Skript macht es den Schauspielern allerdings auch leicht, sich in ihre Rollen zu finden. “Thor: The Dark Kingdom” glänzt zwar mit großartigen Special Effects (Asgard ist eine Augenweide!) und tollen Actionmomenten, aber vergisst dabei nicht, dass ein Film eigentlich von einer Story getragen werden sollte.
Und die ist gut in diesem Superhelden-Streifen, sie vereint Action, Humor und Drama und überrascht sogar mit einigen unerwarteten Wendungen. Besonders gelungen fand ich die Verbindung von Mythologie und Science Fiction. Obwohl Asgard ein fremder Planet ist, fühlt man sich in die nordische Mythologie hinein versetzt. Und weil sowohl die Atmosphäre, die Handlung, die Akteure, die Bilder – und ja, sogar der Soundtrack – unheimlich gut sind, wird das Thor-Sequel zu einem großartigen Superhelden-Film. ´
Der Donnergott muss sich endlich nicht mehr hinter seinen Avengers-Kollegen verstecken!