Darkstars Fantasy News


7. April 2014

Charlaine Harris & Toni L. P. Kelner (Hrsg.):
Heimwerken für Vampire – Untote Ausgabe

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 12:00

Heimwerken für Vampire - Untote AusgabeEin Buch über Heimwerker-Arbeiten und Hausrenovierungen würde ich mir normalerweise niemals kaufen — es sei denn, es handelt sich um originelle Urban Fantasy wie Charlaine Harris’ & Toni L. P. Kelners neue Anthologie “Heimwerken für Vampire – Untote Ausgabe“.

Die beiden, die bereits für einige ähnliche Anthologien verantwortlichen waren (wie z. B. das tolle “Werwölfe zu Weihnachten“), haben für ihre aktuelle Kurzgeschichtensammlung diverse Genre-Autoren eingeladen, Urban Fantasy-Geschichten zu erzählen, in denen Renovierungen am Eigenheim eine Rolle spielen. Unter den vertretenen Teilnehmern befinden sich auch namhafte Größen wie Patricia Briggs, Melissa Marr, Simon R. Green und Seanan McGuire. Auch Harris selbst hat eine Sookie Stackhouse-Geschichte beigesteuert.

Nicht alle von Harris & Kelner herausgegebenen Kurzgeschichtensammlungen haben mich bisher überzeugt. Von dieser hier bin ich aber wirklich sehr angetan. Die Qualität der Geschichten ist überwiegend recht ansprechend. Natürlich haben mir persönlich nicht alle Beiträge gefallen, die Anthologie hat mir jedoch in ihrer Gesamtheit echt Spaß gemacht. Nachfolgend ein Überblick über die jeweiligen Beiträge:

Charlaine Harris: Was für ein Hammer

Eine Geschichte aus dem Sookie Stackhouse-Universum. Sookie hilft ihrer besten Freundin Tara dabei, einen Umbau in deren Haus vorzunehmen. Dabei stoßen sie auf einen jahrzehnte alten Hammer, dem nicht nur getrocknetes Blut, sondern auch eine düstere Geistergeschichte anhaftet …

Mit Charlaine Harris ist das so eine Sache: Die HBO-Serie “True Blood”, die auf ihren Büchern berührt, hat mich überhaupt nicht angesprochen; die Sookie-Bücher selbst eigentlich auch nicht – und doch bin ich immer wieder, wenn ich etwas von ihr lese, sehr angenehm überrascht. Sowohl die Sookie-Geschichte in “Werwölfe zu Weihnachten” als auch der Sookie-Roman “Ein Vampir für alle Fälle” haben sich sehr gut weggelesen und waren ein unterhaltsamer Zeitvertreib. Das gilt auch für diese Erzählung. Die Geschichte ist sicher nicht die Beste der Anthologie, gehört jedoch ins oberste Drittel!

Wertung in Punkten: 7/10

Victor Gischler: Sicherheit aus Zauberhand

Von Victor Gischler habe ich zuvor nie gehört. Und nach dieser Geschichte bin ich versucht zu sagen: Das ist auch nicht schlimm. Ich habe die Kurzgeschichte nach einem Anfang, der mich nicht gepackt hat, nur quergelesen. Es geht um einen Zauberer, der sein eigenes Heim von einer magischen Firma gegen Diebe sichern lassen will – ein Unterfangen, das natürlich nach hinten los geht.

Urteil: Muss man nicht gelesen haben!

Wertung in Punkten: 2/10

Patricia Briggs: Elyna Gray

Ich bin ein großer Mercy Thompson-Fan; und das “Heimwerken für Vampire” eine Geschichte aus der Feder der wunderbaren Patricia Briggs beinhaltet, ist ein starker Pluspunkt.

Bei “Elyna Gray” handelt es sich nicht um eine Mercy-Geschichte, aber um eine, die in Mercys Welt spielt / spielen könnte. Im Mittelpunkt steht eine Vampirin, die nach ihrer – unfreiwilligen – Verwandlung nach vielen Jahren in das Zuhause zurückkehrt, wo sie die glücklichsten Jahre ihres Lebens verbracht hat an der Seite des Mannes, den sie über alles liebte.

Auch “Elyna Gray” ist nicht die stärkste Geschichte der Sammlung, gehört aber dennoch zu den Besten. Patricia Briggs Schreibe unterhält wirklich sehr gut und die Geschichte ist spannend.

Wertung in Punkten: 7/10

Rochelle Krisch: Besitzrechte

Ein junges, jüdisches Ehepaar zieht in eine neue Eigentumswohnung ein. Bereits in der ersten Nacht beginnt die Frau, seltsame Geräusche zu hören: Sind das Ratten in den Wänden? Und dann gibt es Stimmen, die ihr zuraunen, dass sie so schnell wie möglich gehen soll. Während ihr Mann nichts hört, wird sie Nacht für Nacht heimgesucht. Sie beginnt, unter dem Schlafmangel zu leiden und steigert sich immer mehr in ihre Phobie hinein – hat sie Wahnvorstellungen? Oder wird ihr Zuhause heimgesucht?

Rochelle Krischs Geschichte war eine der großen Überraschungen der Anthologie, weil sie ein unerwartetes Highlight war. Ich persönlich fand es originell, für das Urban Fantasy-Kolorit jüdische Mythen zu verwenden – und man, die Geschichte ist hochspannend und ziemlich heftig!

Wertung in Punkten: 9/10

Heather Graham: Die blutige Gruft & James Grady: Häusliche Gedanken

Beide Geschichten waren einfach nicht mein Fall; ich habe sie abgebrochen. Deshalb verzichte ich hier auch auf eine Wertung.

Melissa Marr: Die Stütze des Hauses

Melissa Marr hat sich bis dato vor allem als Autorin von Romantasy-Romanen für Jugendliche einen Namen gemacht. “Wicked Lovely” bzw. “Gegen das Sommerlicht” stammt aus ihrer Feder. Auch “Die Stütze des Hauses” ist eine Erzählung über das Feenvolk – richtet sich aber eindeutig diesmal an ein erwachsenes Publikum:

Zwei Feenschwestern tarnen sich als Menschen, um in einem kleinen amerikanischen Vorort ihre kleinen Geschwister aufzuziehen. Als sie um das Grundstück einen Zaun ziehen wollen, bekommen sie es mit der Vorsitzenden des Dorfverschönerungsvereins zu tun, die keine hässlichen baulichen Veränderungen dulden will!

Auch Marrs Geschichte war eine Überraschung, da sie ein Highlight der Anthologie ist: Sie ist in gleichem Maße extrem amüsant und witzig, wartet dann aber mit einem vollkommen unerwarteten und krassen Ende auf!

Wertung in Punkten: 8/10

E. E. Knight: Im Toten Winkel

Leider noch eine Geschichte, die ich abgebrochen habe, ehe ich wirklich sagen könnte, worum es genau ging. Die Atmospähre war nicht mein Fall; vielleicht probiere ich es irgendwann später noch einmal.

Seanan McGuire: Gräfin von Goldengrün

Eine Toby Daye-Geschichte! Muss ich mehr sagen? Allein diese Geschichte gibt für mich bereits den Ausschlag, dass diese Antholgie in mein Bücherregal gehört.

Die Halb-Fae October “Toby” Daye hatte ihren ersten Auftritt in Seanan McGuires Debütroman “Winterfluch” und hat sich schnell zu meiner derzeitigen Lieblings-Urban Fantasy-Serie gemausert. Die Geschichte spielt zwischen dem vierten und fünften Toby Daye-Roman und handelt davon, wie Toby ihr neues Zuhause Goldengrün dazu bringt, sie anzuerkennen. Sie ist genau so witzig und phantastisch und magisch, wie man das von Seanan McGuire erwartet und hat alle meine Erwartungen erfüllt!

(Außerdem habe ich jetzt, glaube ich, endlich begriffen, wer Tobys Knappe Quentin in Wirklichkeit ist!)

Wertung in Punkten: 10/10

S. J. Rozan: Der Weg

Dies ist eine sehr ungewöhnliche Geschichte, denn sie beginnt in Asien und wird aus der Sicht eines Geistes erzählt: Nachdem ein Kurator ein Artefakt aus der Höhle entfernt hat, die der Geist hütet, hält letzterer Ratschlag mit dem Bergwind, was zu tun ist. Da der Geist das Artefakt unbedingt zurück haben muss, begibt er sich auf eine Reise nach Amerika.

Auch wenn “Der Weg” nicht zu meinen Lieblingsgeschichten der Anthologie gezählt hat, so muss ich doch immerhin betonen, dass sie vom Setting her erfrischend ungewöhnlich war. Insgesamt hat die Autorin für durchschnittliches Vergnügen gesorgt.

Wertung in Punkten: 5/10

Stacia Kane: Rick, der Tapfere

Über Stacia Kanes Namen bin ich jetzt bereits öfter gestolpert, habe aber noch nichts von ihr gelesen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sich das nach dieser Kurzgeschichte ändern wird.

“Rick, der Tapfere” war nicht schlecht, hatte aber auch nichts an sich, was in mir das Verlangen geweckt hat, mehr von Kane zu lesen. Die Kurzgeschichte spielt im “Downside”-Universum der Autorin: Der Elektriker Rick kann der Versuchung nicht widerstehen, gegen eine lukrative Bezahlung einen Auftrag in Downside anzunehmen, auch wenn er es eigentlich besser wissen sollte …

Wertung in Punkten: 5/10

Suzanne McLeod: Kein Stein auf dem anderen

Mit McLeod ging es mir genau ander’s herum. Ich habe einige ihrer Titel in Vorschauen gesehen, diese aber (aufgrund der generischen Romantasy-Cover) bis dato ignoriert. Das könnte ein Fehler gewesen sein, denn “Kein Stein auf dem Anderen” war einfach nur großartig:

Genevieve “Genie” Taylor arbeitet für eine Organisation, die sich “Spellcrackers” nennt und aufräumt, wenn die Magie aus dem Ruder läuft. Sie wird – zu ihrer eigenen Unzufriedenheit – besonders dafür geschätzt, Pixie-Plagen zu beseitigen. In jüngster Zeit ist ihr dabei auch noch eine Stalkerin auf den Fersen und ein Kelpie macht ihr Avancen. Ihr neuer Auftrag scheint sich zunächst nicht sonderlich von den sonst üblichen zu unterscheiden – und in der nächsten Sekunde hat Genie alle Hände voll zu tun, sich gegen ein schreckliches Wesen aus der griechischen Mythologie zu behaupten!

Bereits inhaltlich ist McLeods Geschichte top. Zudem hat mir die Erzählstimme ihrer Heldin extrem gut gefallen. Ich denke, wer Mercy Thompson und Toby Daye mag, wird auch Genie mögen. “Kein Stein auf dem anderen” gehört jedenfalls zu den stärksten Beiträgen der Anthologie:

Wertung in Punkten: 10/10

Simon R. Green: Das Haus an der Grenze

Ein junges Ehepaar betreibt eine ungewöhnliche Pension: Sie sind die Hüter eines Hauses zwischen den Welten, das als Refugium für die Bewohner unserer Realität und anderer dient. Eines Tages tauchen sowohl ein Vertreter der menschlichen Baubehörte als auch ein Prinz des Feenvolks auf, um das Haus zu besichtigen und auf bauliche (und, im Fall des Feenprinzen, magische) Mängel zu untersuchen. Das Pärchen hat alle Hände voll zu tun, die beiden Inspekteure durch’s Haus zu manövrieren, ohne dass sie sich dabei über den Weg laufen – und die magischen Bewohner des Hauses nicht unbedingt als das erkennen, was sie sind.

Obwohl Greens Geschichte recht fad beginnt, steigert sie sich sehr schnell zu einer kurzweiligen, sehr unterhaltsamen Geschichte mit Gute Laune-Charme.

Wertung in Punkten: 7/10

Toni L. P. Kelner: Am hellsten Tag

Stell Dir vor, du engagierst eine Voodoo-Königin, um deinen verstorbenen Ehemann in einen Zombie zu verwandeln, und du triffst nicht auf eine in dunkle Gewänder gehüllte, mysteriöse Gestalt, die bei Vollmond schauerliche Rituale wirkt, sondern auf eine gut gelaunte, sommersproßige Rotblonde, die sich nicht um irgendwelche Traditionen schert, sondern bei hellem Tageslicht einen Sarg aus einem Grab buddeln lässt …

Auch Kelners Geschichte erweist sich als sehr kurzweilig und sympathisch – auch oder vielleicht vor allem, weil sie nicht zu einer Romanserie zu gehören scheint, und dadurch die Hauptfigur der humorvollen Story eine für sie sehr wichtige Erfahrung macht. (Normalerweise sparen sich Serienautoren ja sowas für einen Roman auf). Fazit: Auch unbedingt lesenswert!

Wertung in Punkten: 7/10.

Fazit:

Ganz ehrlich: Wer Urban Fantasy und Anthologien mag, sollte nicht lange fackeln und hier zugreifen. Diese Kurzgeschichtensammlung gehört definitiv zu den gelungensten auf dem Markt in diesem Genre. Diverse Geschichten laden zum wiederholten Lesen ein. Bitte mehr in dieser Qualität!

Fakten:

Titel: Heimwerken für Vampire – Untote Ausgabe
Herausgeber: Charlaine Harris & Toni L. P. Kelner
Originaltitel: Home Improvement: Undead Edition
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Aufmachung: Taschenbuch, 495 Seiten
Preis: 9,95 EUR

Das Buch bei Amazon bestellen: Print, ebook!

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