Etwas Böses lebt im Fluss, der an einer kleine Stadt im US-Bundesstaat Maine vorbei fließt. Und wie alle zehn Jahre erhebt es sich aus seinem nassen Grab, um Chaos und Tod zu verbreiten …
Die 16jährige Aimee hat vor zehn Jahren ihre Mutter an den Flussmann verloren, eine geisterhafte Gestalt, die außer ihr niemand sehen kann. Und wie ihre Mutter kann Aimee durch ihre bloße Berührung Wunden heilen und in Träumen die Zukunft sehen. Kaum jemand glaubt ihr, bis der Vater ihrer besten Freundin Courtney bei einem Unglück auf dem Fluss spurlos verschwindet. Seither nehmen auch ihre Vater, ihr Großvater und ihr kleiner Bruder Benji seltsame Geräusche im Haus war: Schritte, die von niemandem zu kommen scheinen, Gegenstände, die sich scheinbar von selbst bewegen. Und die Leute in der Stadt beginnen sich seltsam zu benehmen: Sie sind kurz angebunden, teils sogar aggressiv. An den Flussmann will trotzdem niemand so recht glauben.
Außer Alan, der neu an der Schule ist, Courtneys Cousin. Väterlicherseits stammt er von Indianern ab und sein Totem scheint ihn zu warnen, dass eine schwere Aufgabe auf ihn wartet. Er und Aimee fühlen sich gleich voneinander angezogen, nicht nur, weil sie sich gegenseitig wohl besser verstehen können, als sonst jemand. Als sich übernatürliche Vorfälle häufen und aggressiver werden, beschließen die beiden, zusammen zu arbeiten, um dem Flussmann ein für alle Mal das Handwerk zu legen. Denn der hat inzwischen von einem menschlichen Körper Besitz ergriffen und droht, mächtiger zu werden als jemals zuvor.
Spirit – Du gehörst mir ist eine spannende Spuk- und Dämonengeschichte für Jugendliche, die sich aufgrund des raschen Handlungsverlaufs unheimlich schnell wegliest. Carrie Jones (Flüsterndes Gold) und Steven E. Wedel erzählen sie abwechselnd aus der Sicht von Aimee und Alan, jeweils in der Ich-Form. Damit man besser den Überblick behält, wer gerade der Erzähler ist, hat der Verlag dankenswerterweise auf jeder Seite den Namen des Point of View-Charakters angedruckt.
Der Roman ist etwas weniger mystisch, dafür etwas gruseliger als Carrie Jones “Elfen”-Reihe. Liebhaber von TV-Serien wie Supernatural oder Buffy the Vampire Slayer dürften sich sicher angesprochen fühlen. Ich hab das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen und mir hat es echt gut gefallen, auch wenn es mir gern noch etwas detaillierter hätte sein können in den Grusel-Szenen. Die Chemie zwischen Alan und Aimee stimmt, beides sind sympathische, sehr lebendige Charaktere, die jeweils problemlos für sich stehen können und beide haben einen sehr spannenden Hintergrund – Aimee mit den Zweifeln und der Trauer, die der Tod ihrer Mutter bei ihr hinterlassen haben und mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten, die sie teils annimmt, teils versucht von sich zu schieben, und Alan mit seinem indianischen Erbe auf der Suche nach seiner Identität, von der er sich aber nicht beherrschen lässt. Vielfalt in der Jugend- und Fantasyliteratur in Bezug auf Hautfarbe, sexuelle Orientierung etc. ist mir ja ein großes Anliegen, und so finde ich es gut, dass Alan nicht der typische “weiße, männliche, heterosexuelle Charakter” ist, den man sonst in diesen Romanen nur allzu oft begegnet.
Leider gibt’s auch was zu meckern:
Die Übersetzung liest sich meines Erachtens mitunter ein bisschen steif. Nun kann ich nicht genau sagen, ob es wirklich an der Übersetzung liegt, aber es gibt ein paar Stellen im Buch, die holprig klingen.
Ein Beispiel? Seite 106, zwei Figuren zicken sich an, dabei kommt es zu folgendem Wortwechsel:
“Was soll das heißen?”
“Was immer.”
“Was immer?”
Seine Hände greifen so fest um das Lenkrad, dass die Knöchel ganz weiß hervortreten.
“Was immer.”
Leider liegt mir das Original nicht vor, aber nachdem ich über das erste “Was immer” gestolpert bin – so redet doch kein Mensch auf Deutsch, oder?! -, vermute ich mal, die Figuren sagen im Original “Whatever”. Hätte man etwas geschmeidiger übersetzen können (“Was auch immer” hätte vermutlich schon gereicht) oder einfach im Jugendjargon das “Whatever” stehen lassen können.
Solche Stellen nehmen irgendwie Tempo und Lesefluss rauß, man wird aus der Geschichte raußgeworfen und ist sich bewusst, dass man ein Buch liest.
Trotzdem lohnt sich meines Erachtens “Spirit – Du gehörst mir“. Die ca. 410 Seiten lesen sich weg wie nix und die Atmosphäre und die Figuren sind toll – ein perfektes Buch für Zwischendurch und ein wenig gepflegten Grusel. Vor allem, wenn’s draußen regnet oder gewittert.
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