Empfehlenswert für alle Sandalen-/ Knielangen Tunika-Fans und einschlägigen Freunde der Phantastik von der Wiege bis zur Bahre, sagt Gastrezensentin Key.
Anfang des Monats ist der zweite Band von “Imperium der Drachen” erschienen, Bernd Perplies epischer Fantasy-Saga mit “Antike”-Flair.
Grund für uns, uns die Saga überhaupt mal anzuschauen. Key hat sich deshalb Band 1, “Das Blut des schwarzen Löwen” vorgeknöpft:
„Ich sterbe nicht, wenn ich dort hinunterspringe.“
Na schau mal einer an – “Das Blut des schwarzen Löwen” … den Untertitel hab ich ja erst später entdeckt. Löwen und Löwinnen finden bei mir immer ein Plätzchen unterm Affenbrotbaum. Allerdings ist hier der “schwarze Löwe” eine Figur, die genauso gut neben Herakles gestanden haben könnte.
Das verrät uns der Klappentext:
Iolan ist ein Findelkind und wächst gemeinsam mit seinem Ziehbruder Markos als Sohn eines einfachen Fischers auf. Doch als er das Mannesalter erreicht hat, wird sein Dorf von königlichen Soldaten in Schutt und Asche gelegt, die Einwohner fallen den Schwertern der Eindringlinge zum Opfer.
Iolan entkommt mithilfe des geheimnisvollen Arastoth, der ihm eröffnet, dass auch seine echten Eltern durch den König ermordet wurden. Von Rachegelüsten getrieben, folgt Iolan seinem Retter in die Hauptstadt des Imperiums, nur um festzustellen, dass die Wahrheit deutlich komplizierter – und schrecklicher – ist als alles, was der alte Mann ihm erzählt hat.
Der Imperator ist ein richtiges Ekel und unterwirft in blutigen Kämpfen seine Widersacher und Feinde. Jeder Siegeszug endet einmal. Der dieses Herrschers in einem Drachentempel, von wo aus er sich ein unliebsames Andenken mitnimmt.
Drei Kapitel später sind wir schon 19 Jahre vorgerückt, denn wie der Klappentext so will, wollten wir uns ja auch eher dem Findelkind Iolan widmen. Wir verbuchen also das Vorangegangene als Einführung, holen uns einen neuen Espresso und legen dann mal mit dem Auftakt dieser Saga los.
Wieder ein Autor den ich zum ersten Mal probieren kann; ein Deutscher noch dazu. Andere kennen vielleicht sein Debüt “Tarean – Sohn des Fluchbringers”, die “Magierdämmerung”-Trilogie oder “Carya”.
Ich muss gestehen, innerhalb des letzten Jahres ist es mir vermehrt aufgefallen, wie sehr sich mein Geschmack in Bezug auf Lektüren verändert hat. Als junges Mädchen war ich ganz fasziniert davon, mir Kartenmaterial anzusehen zu den selbst erdachten phantastischen Welten der Autoren. Auch Perplies’ Werk verfügt über eine im Buchdeckel, sie ist sogar in Farbe und ähnelt der oberflächigen Betrachtung nach irgendwie dem Mittelmeerraum, die Insel mit der Stadt „Koltet“ dürfte Zypern sein, einmal spiegelverkehrt angeordnet. Die Namen erinnern mich an die Antike: „Carthos“, „Phoekia“ oder „Athlast-Gebirge“. Und weil das alles nicht so einfach ist, bin ich dankbar für ein angehängtes Namensregister (77 Personen umfassend) um die verschiedenen Völker und Stände nebst Götter auseinanderhalten zu können.
Was ich aber sagen wollte: Mir fällt es heutzutage schwer mal eben Neologismen hinunterzuschlucken, wenn sie mir zu schnell daher kommen und ich nichts mit ihnen verbinden kann. So wie hier in einer Szene einer Ratsversammlung, in der erläutert wird, wer gegen wen gerade Krieg führt und aus welcher Ecke die Theurgen stammen und so weiter. Ich befürchte fast, ich könnte erschlagen werden von zu vielen neuen Begriffen.
„Aber es kann doch nicht einfach eine sinnlose Mordtat gewesen sein.“
Es scheint so einfach. Dieses Rezept: Ein Findelkind, eine gutbürgerliche Familie, ein fremdartiger Freund der nach dem Rechten schaut. Der Junge reift zum Mann, legt seine Initiation ab und dann passiert etwas so unsagbar Grauenvolles, das sein bisheriges Leben in Nebel auflöst. So gesehen unzählige Male, in verschiedenen Schattierungen. Jedes Mal wieder ein Garant für den Einstieg. Etwas gewundert habe ich mich hier nur darüber, wie spannend das Fischen beschrieben werden kann; dass Iolan weiß, seine Eltern und Geschwister sind nicht seine leiblichen Familienangehörigen und das kleine Dorf sich des öfteren gegen Aggressoren aus dem Norden zur Wehr setzen muss – die wissen sich aber ganz gut zu verteidigen.
Unser Epos beginnt also wie es sich gehört und ist doch in Nuancen ein wenig anders dargestellt. Herausragend hierbei der mit Fernweh belastete älteste Sohn der Ziehfamilie: Markos. Für ihn schwärmte ich vom ersten Augenblick an und tatsächlich ist ER es, den dieser Heldenruf ereilt und der sich nun auf seine antike Heldenreise begibt. Und allein für diesen Moment des Innehaltens und sich Wunderns, wie leicht und sanft Perplies die Grenzen zwischen den Protagonisten und scheinbaren Nebenfiguren verwischt ist ihm ein Pluspunkt sicher. Auch Artefakte, Flüche, Lauschangriffe, Sklaven und Gladiatoren fehlen nicht, was alles zu einem sehr runden und schlüssigen Ensemble schmiedet.
„Ihr seid nicht zufällig der Prinz, der unerwartet auftaucht um mich zu retten?“
Nach mehr als der Hälfte des Buches weiß ich allerdings nicht, was das Ganze mit Drachen zu tun haben soll, geschweige denn mit Göttern und woher die Magie stammt, derer sich hier fleißig mittels ‚Emanation‘ bedient wird. Ich stell mir das so vor, dass hier auf gewisse unsichtbare Energieströmungen Zugriff genommen wird, die die Welt: „Gahat“ (vgl. Gaia) selbst ‚ausfließen’ lässt.
Auf der anderen Seite der Waagschale gibt es aber Piraten und damit kriegt man mich auf jeden Fall rum! Ich will euch nichts vormachen, die eine Hälfte dreht sich um Intrigen im Zentrum der Macht der Hauptstadt Aidranon. Der andere Weg führt uns in die entlegensten Winkel der ‚zivilisierten’ Welt. Die oben genannte Fülle an Charakteren taucht auf und verschwindet. Darunter auch Frittjelf, Zwergartiger Nordmann mit blauen Bemalungen, springt einem geradezu sympathisch an: „Barbusige Kriegerinnen hätten mir besser gefallen.“ (S.277)
Sidhari, Borden, Dyrracher, Quanos: all dies sind Wesen in dieser Welt, mit spitzen Ohren, mit Kräften, mit Zaubern und Eigenarten. Und sie alle, wer hätte es geahnt, halten sich für um einiges intelligenter, mächtiger, besser als die Menschen in ihrer Mitte. Das Ganze Setting hat so ein gewisses Julius Cesar Feeling, der alle Welt beherrscht (jaja bis auf das kleine Dorf in Gallien) und dem dann die eigenen Senatoren in den Rücken fallen.
So 100 Seiten vor Ende hatte ich die Hoffnung das jetzt noch irgendwas Außergewöhnliches passiert. Denn ich finde es zwar schön, wie Perplies seine Figuren agieren lässt, dass eben nicht immer alles klappt und geschickte Schachzüge in der Handlung eingebaut sind, aber wirklich herausragend oder vielmehr überragend vor Ideen strotzend finde ich den Epos bisher nicht.
Fazit:
Die Zeilen lassen sich hervorragend konsumieren. Schöne Abwechslung, gutes Zuspiel der Charaktere untereinander, es geht zügig voran. Andere Autoren brauchen für dieselben Zeitspannen mehrere Bücher, Perplies vermittelt es kompakter. Eine angenehme Art, für mich aber so ein bisschen ‚Epos Light‘ und ohne Zuckerzusatz. Wobei der Zucker natürlich für Gefühlstiefe steht. Ich kam nicht nah genug ran an die Charaktere, was schade ist, da es recht gut skizzierte Figuren sind. Wahrscheinlich werden einem die meisten Rollen in den nächsten Büchern erneut begegnen, Perplies geht sehr umsichtig mit ihnen und ihrem Einsatz um.
Ich vergebe für die saubere Arbeit, plus die rückblickend dann doch echt gut platzierten Wendungen, die dann eben doch nicht überall zu finden sind eine runde Punktzahl. Ich würde zwar nicht sofort danach schreien, jetzt alle anderen Bücher dieser Reihe oder dieses Autors lesen zu wollen, aber sollte ich an ihnen vorbei kommen, werde ich sie gern mit nach Hause nehmen.
Empfehlenswert für alle Sandalen-/ Knielangen Tunika-Fans und einschlägigen Freunde der Phantastik von der Wiege bis zur Bahre. Und das mit den Drachen, kommt dann wohl erst noch.