Die Riverside-Romane von der preisgekrönten amerikanischen Autorin Ellen Kushner gehören zu jenen Werken, die zu übersetzen sich deutsche Verlage jahrelang standhaft geweigert haben.
2009 veröffentlichte Goldmann dennoch Die Legende vom Letzten König von Ellen Kushner und Delia Sherman, ein Roman, in dem eine schwule Liebesbeziehung eine große Rolle spielt. Inzwischen ist der Titel zwar nur noch antiquarisch erhältlich, nichtsdestrotrotz soll er im Rahmen des Gay Friday nicht unerwähnt bleiben.
Worum geht’s:
In einer Welt und einer Epoche, die wie eine Mischung aus dem Frankreich der Renaissance und dem viktorianischen London wirkt, liegt der verarmte Universitäts-Professor Basil St. Cloud im Wettstreit mit seinem Kollegen. Beide unterrichten sie Geschichte, ihre Methoden könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein. Was Basil bei seinen Studenten so beliebt macht ist die Tatsache, dass immer wieder die Forschernatur in ihm durchkommt und er sich nicht darauf verlässt, altbekannte Fakten zu vermitteln, sondern unkonventionelle Thesen aufstellt und eigene Nachforschungen betreibt. In diesem Zusammenhang stößt er auch auf neue Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Sturz der Monarchie vor rund zwei Jahrhunderten und der Verbannung der königlichen Magier. Das ist aber ein Thema, an dem zu Rühren gefährlich ist. Seine Forschungen sind vielen Bürgern in machtvollen Positionen ein Dorn im Auge, könnten sie doch dem inzwischen aufgebauten Gesellschaftssystem Schwierigkeiten bereiten, wo sich im Norden des Reiches auch vereinzelte, rebellische Grüppchen mal mehr, mal minder lautstark für die Rückkehr zur Monarchie aussprechen.
Als Basil den wesentlich jüngeren, wohlhabenden Aristokraten Theron Campion kennenlernt und sich Hals über Kopf in ihn verliebt, schürt das seinen Forscherdrang noch. Denn wenn er in Therons Nähe ist, überfallen ihn immer wieder geheimnisvolle Visionen von den einstigen Königen und einem seltsamen, sinnlich-animalischen Ritual. In welcher Verbindung steht Theron zum ausgelöschten Geschlecht der letzten Könige?
Die Legende vom letzten König verlangt seinem Publikum einiges an Durchhaltevermögen ab. Die Geschichte zieht sich, der Reiz des Romans liegt nicht in der Handlung, sondern vielmehr in der erzählerischen Atmosphäre. Wer von der Welt Riverside ein Fan ist und langsam vor sich hin plätschernde Geschichten etwas abgewinnen kann, die eher einer Milieustudie denn einer abenteuerlichen Erzählung gleichen, wird bestens bedient. Alle anderen sollten erst einmal in den Roman hineinlesen und sich gut überlegen, ob ihr Atem für einen solchen Wälzer reicht.
Der hat mir auch nicht so gut gefallen. Was ich nicht verstehe, weil der Vorgänger (und Nachgänger?) mit dem roten Cover toll ist.
Kommentar by Soleil — 31. Juli 2015 @ 15:22