Darkstars Fantasy News


26. April 2016

eSerial Talk: Indexing
S01E01 Attractive Narcolepsy & S01E02 Musical Patchwork

Category: Hörbücher,Rezensionen – Darkstar – 18:00

IndexingHallo & herzlich Willkommen zum ersten eSerial-Talk auf Fantasy News. Vor ein paar Tagen habe ich ja angekündigt, worum’s hier geht.

Heute knüpfe ich mir “Attractive Narcolepsy” und “Musical Patchwork” vor, die ersten beiden Episoden von Seanan McGuires Urban Fantasy “Indexing” – eine Erzählung, die ich nach den ersten beiden Episoden als CSI mit Märchemontiven beschreiben würde:

Im Mittelpunkt stehen die Ermittlungsbeamten des ATI Management Bureaus, die sich darum kümmern, dass sich klassische Märchenmotive nicht in unserer modernen Welt inkarnieren und das Leben von Menschen auf den Kopf stellen oder gar zerstören. Wie sowas aussieht? Henrietta “Henry” Marchen, Hauptfigur von Indexing, ist die Tochter einer “Schlafenden Schönheit”. Der Dornröschen-Märchentypus hat sich bei ihrer Mutter dergestalt abgespielt, dass sie selbst eine Komapatientin war, die von ihrem Arzt vergewaltigt wurde und daraufhin zwei Kinder auf die Welt gebracht hat. [Wer sich jetzt wundert, wie das zu Dornröschen passt, dem empfehle ich einen Blick auf die französische F-assung des Märchens].

Anyway, ihr seht, ich halte mich hier nicht mit Spoilern zurück. Da ich über “Indexing” Episode für Episode sprechen möchte und nicht die komplette erste Staffel insgesamt auf einmal reviewe, glaube ich, dass es nicht viel Sinn macht, wenn ich da mit Infos hinter dem Berg halte. Klar, ich werde versuchen, keine Plot-Twists zu verraten, aber ich könnte mir vorstellen, dass das manchmal unumglänglich ist. Ihr seid also gewarnt. Lesen auf eigene Gefahr.

S01E01: Attractive Narcolepsy

Bereits die Auftaktepisode unterstreicht das unausgesprochene Motto von “Indexing”: Märchen sind nichts für Weicheier:

My day began with half a dozen bluebirds beating themselves to death against my window, leaving little bloody commas on the glass to mark their passing.

Henrys Tag beginnt besch—eiden und geht genau so weiter. Zusammen mit ihren Kollegen wird sie auf einen Feldeinsatz geschickt, da sich die Anzeichen verdichtet haben, dass sich bei einem Mädchen in der Stadt der “Schneewittchen”-Typus manifestiert: ein junges, schönes Mädchen mit schwarzem Haar, weißer Haut und roten Lippen schwankt halb schlafend ins lokale Krankenhaus.

Als jedoch die Leute um sie herum beginnen, ebenfalls einzuschlafen, wird den ATI-Agenten schlagartig klar, dass sie die Lage falsch eingeschätzt haben und sie sich einem ganz anderen, viel gefährlicherem Märchentypus gegenüberstehen: dem der Schlafenden Schönheit – zu dem, wie weiter oben erwähnt, Henry selbst eine ganz besondere Beziehung hat.

Die Situation spitzt sich zu: Wenn der Sleeping Beauty-Typus nicht deaktiviert wird, droht die ganze Stadt um das junge Mädchen herum einzuschlafen. Da verzweifelte Umstände verzweifelte Maßnahmen erfordern, greift Henry zu einer unorthodoxen Notlösung: Sie aktiviert einen anderen Märchentypus, mit dem sie das größere Unglück aufzuhalten gedenkt. Und schafft sich damit – vielleicht – ein neues Problem.

Meine Meinung:

“Attractive Narcolepsy” hält sein Publikum durch seine interessante Prämisse bei der Stange, hat mich jetzt aber etwas underwhelmed zurückgelassen.

McGuire reisst die Welt von “Indexing” hier an, weckt durchaus Spannung, aber schlussendlich passiert alles zu schnell und zu unspektakulär, als dass hier Nervenkitzel aufkommen würde. Hinzu kommt, dass man die Hauptfiguren nur sehr oberflächlich kennenlernt: Neben Henry Marchen sind das vor allem ihre Kollegin Sloane, die selbst ein deaktivierter Märchen-Typus ist, und zwar der der bösen Stiefschwester. Entsprechend spitzzüngig gibt sich Sloane – bleibt aber dennoch neben Henry die mit Abstand interessanteste Figur und ist durchaus nicht unsympathisch.

Von Jeff, Henrys anderem Kollegen, bekommt man zu wenig mit, um sich jetzt schon ein Urteil zu bilden.

Ein bisschen Sorgen habe ich mir gemacht, dass ich mit der Lesung durch Mary Robinette Kowal nicht zurecht kommen würde, denn die liest bereits Seanan McGuires “Toby Daye”-Bücher ein: und das so hervorragend, dass Kowal für mich wirklich die Stimme von Toby ist. Nach den ersten paar Minuten klappt es mit Kowal und Indexing aber problemlos. Auch wenn McGuire offensichtlich einen Hang zu Märchenmoiven hat (beide Daumen hoch!), unterscheidet sich “Indexing” durchaus deutlich von den Toby Daye-Büchern und ich höre, wenn ich “Indexing” höre, Henry und nicht etwa Toby.

Was mich überrascht hat war auch, dass Seanan McGuire hier stärker als sonst zum Infodumping neigt. Eigentlich habe ich das Gefühl, dass sie den Rat “Show, don’t tell” sonst gut beherzigt, aber vielleicht kam sie mit der ihr zur Verfügung stehenden Länge für die Pilotfolge von “Indexing” auch nicht so gut zurecht.

Und ich hoffe, dass sich “Indexing” nicht zu einer “Monster of the Week”-Serie entwickelt, sondern wir einen staffelübergreifenden Handlungsstrang bekommen, denn das mag ich persönlich lieber und ich weiß nicht, ob ersteres in Anbetracht der Länge der Episoden überhaupt gut funktionieren würde.

In der Hörbuchversion beträgt die Laufzeit der Episode ca. 58 Minuten; sprächen wir von der Pilotfolge einer TV-Serie, würde der Inhalt vermutlich gerade mal die ersten 15 bis 20 Minuten wettmachen. Wenn es sich hier nicht um ein Werk von Seanan McGuire handeln würde und wenn ich nicht im eSerial-Talk-Mood wäre, weiß ich nicht, ob ich nach Episode 1 drann geblieben wäre. Wie gut, dass die komplette erste Staffel bereits erschienen ist, und ich sozusagen “bing-listening” betreiben kann.

Und deshalb geht’s heute auch gleich noch weiter mit

S01E02: Muscial Patchwork

(Achtung: Spoiler zu S01E01!)

Episode 2 spielt komplett im Bürokomplex des ATI Management Bureaus – und der Wechsel der Szenerie tut der Geschichte deutlich gut. Zumal wir im letzten Drittel der Episode (die eine Laufzeit von ca. 56 Minuten hat) einen Hinweis auf etwas bekommen, dass sich u. U. als der episodenübergreifende Plot der ganzen Staffel herausstellen könnte. Etwas, dass ziemlich interessant klingt! Abwarten …

Der Großteil von “Musical Patchwork” dreht sich allerdings um Demi Santos, die in Episode 1 zum ersten Mal mit der Welt der Märchenplots in Kontakt gerät. Sie ist 19 Jahre alt, geht auf’s College und gilt als musikalisches Wunderkind. Was sie bis dato nicht wusste: sie ist deshalb musikalisch so begabt, da sie dem Märchetypus des Rattenfängers von Hameln entspricht. Der Typus wäre vielleicht nie aktiv geworden, aber Henry und ihr Team haben Demi bewusst aktiviert, um etwas gegen die Schlafkrankheit ausrichten zu können, die sich in “Attractive Narcolepsy” auszubreiten drohte.

Jetzt sitzen Henry, Sloane und ihre Kollegen Jeff und Andy gemeinsam mit Demi im Büro und versuchen ihr klar zu machen, dass Märchen real sind – und gefährliche Konsequenzen haben können. Dem Protokoll zufolge soll Demi jetzt als Agentin rekrutiert werden – nicht zuletzt deshalb, damit das ATI Management Bureau sie genau unter Kontrolle hat, denn als aktiver Märchentypus kann es sein, dass äußere Umstände sie dazu bringen, ihre übernatürlichen Fähigkeiten (sie kann mittels ihrer Musik Lebewesen beeinflussen) für das Böse einzusetzen. Dumm nur, dass Demi davon überzeugt ist, ein Opfer der “Versteckten Kamera” zu sein und auf ihr Recht am eigenen Bild beharrt und sich weigert, ein Opfer des Reality TVs zu werden …

Meine Meinung:

Das klingt jetzt flappsiger, als die Episode ist, aber immerhin ist “Musical Patchwork” wesentlich runder und interessanter als der Auftakt. Das ist tatsächlich etwas, das mich neugierig auf mehr macht.

Was für mich persönlich natürlich vor allem daran liegt, dass man die Figuren endlich besser kennenlernt.

Ein klein wenig Sorgen habe ich, dass Seanan McGuire mit dem Konzept des eSerials ein bisschen Schwierigkeiten bekommen könnte. Einige Details aus Episode 1 werden nochmal wiederholt, das fühlt sich ein bisschen durchgekaut an. Ich hoffe, das blüht uns jetzt nicht jede Episode.

Ein bisschen Infodumping ist immer noch vorhanden, aber schwächer als in Episode 1 – und der Blick, den wir jetzt auf Sloane, Jeff, Andy und Demi werfen dürfen, verspricht viel. Das sind alles sympathische Charaktere mit ihren Schwächen. Sloane ist eine inaktive “böse Stiefschwester”, Jeff ein “Heinzelmännchen”-Typus. Demi ist mit ihrer neuen Rolle sichtlich unzufrieden und stellt als Neuling wichtige Fragen, deren Antworten für das Publikum sehr interessant sind.

Im letzten Drittel lernen wir nicht nur einen neuen, vielversprechenden Charakter kennen, sondern erfahren auch, – Achtung Spoiler! – was dem Bureau derzeit Sorgen macht:

Die Märchentypen, die man entdeckt, erweisen sich vor Ort als ganz anderer Typus als der, als den man ihn aus der Ferne zunächst klassifiziert hat. Meist als gefährlicheren Typus. Und der Typus der Schlafenden Schönheit taucht zudem ungewöhnlich oft auf.

Was das für Henry und ihr Team bedeutet? Wir werden sehen, ich bleibe drann.

Und ihr? Hat einer von euch auch bereits in “Indexing” reingelesen? Wie gefällt es euch? Wer sind eure Lieblingsfiguren? Nervt euch Sloane oder mögt ihr sie? Was haltet ihr von Demi? Lasst es mich wissen.

Der ersten Episode würde ich jetzt erstmal 2,5 Sterne vergeben, der zweiten Episode dann 3. Mal sehen, ob sich Seanan McGuire noch steigern kann.

Nächste Woche Dienstag erfahren wir’s mit S01E03 “Honey Do”.

 

 

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