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15. August 2016

Mara Lang: Girl in Black

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 10:00

Girl in BlackIhr ganzes Leben lang hat Lias Mutter versucht, sie zu beschützen. Vor der Gabe, die in ihr schlummert und es ihr erlaubt, die Emotionen anderer Menschen zu lesen und zu beeinflussen. Und vor ihrem Stiefvater Enzo Musetti, Oberhaupt eines italienischen Mafia-Clans, der sich Lias Gabe unbedingt zu Nutze machen will.

Jetzt ist Lias Mutter tot und die 19jährige soll mit Enzos Neffen zwangsverheiratet werden. Lia sucht ihr Heil in der Flucht und taucht in Berlin unter, der Heimatstadt ihrer Mutter. Sie träumt davon, Modedesignerin zu werden und auf eigenen Füßen zu stehen.

Doch der Weg dorthin ist beschwerlich. Zwar findet Lia schnell Freunde und einen Job bei einem aufstrebenden, wenn auch äußerst schwierigen Designer. Doch die italienische Polizei fahndet bereits nach ihr, die Musettis heften sich auch in Berlin an ihre Fersen und – gefährlicher als alles andere – ihre Gabe lässt sich nicht mehr unterdrücken und bricht sich unaufhaltsam ihre Bahn …

Das Mädchen in Schwarz – ein Großstadtmärchen

Zu “Girl in Black” hat sich Mara Lang zwar von einem Märchen inspirieren lassen, der Roman erzählt jedoch eine völlig eigenständige Geschichte und von der Vorlage sind nur noch einige Fragmente in die Handlung eingeflossen. Trotzdem umweht “Girl in Black” etwas Märchenhaftes.

Das liegt zum einen sicher daran, dass Lia über übernatürliche Kräfte verfügt, die sich aber erst im Verlauf des Romans voll entfalten; zum anderen liegt es an den Zutaten, die “Girl in Black” zu einem modernen Märchen machen: die Mafia-Prinzessin, die vor ihrer Familie flieht; das Mädchen mit den großen Träumen und dem ebenso großen Talent, das auf eigene Faust ihr Glück in der großen Stadt finden will; die traumhaften Kleider, die sie dabei entwirft; das dunkle Geheimnis, das ihre eigene Vergangenheit umgibt und das ebenfalls erst zum Ende des Romans hin enthüllt wird; das reiche, schöne Model, das sich mit ihr anfreundet; der zickige Nachwuchs-Designer – und natürlich Nevio, genau so alt wie Lia, der von einer Karriere als Fotograf träumt und ebenfalls nicht in die Fußstapfen seiner Eltern treten will. Die Begegnung von Nevio und Lia steht unter keinem guten Stern – und trotzdem ziehen sich die beiden immer wieder an; sind fasziniert voneinander.

Lia ist ein wirklich starker, liebenswerter Charakter, der sich nicht unterkriegen lässt; sympathisch, aber nicht perfekt. Man kommt ihr beim Lesen sehr nah, weil uns Mara Lang immer wieder in Lias Gedankenwelt mitnimmt:

Wir sind es, die den Dingen Bedeutung verleihen, lässt sie ihre Ich-Erzählerin etwa sinnieren: Eine hübsche Porzellanfigur mag für den einen nur Nippes sein, für die alte Frau von nebenan aber ist sie mehr: das Sonnenlicht, das sich darin spiegelt, der Kuss ihres Geliebten, der Geruch von Sommer auf der Haut, damals, als sie jung war

Toll, oder? Und trotz solch nachdenklicher Einschübe schreitet die Handlung schnell und straight voran, ohne überhetzt zu wirken.

Was mich zudem an “Girl in Black” begeistert hat: Wie sehr dieser Roman Berlin lebt und atmet! Der Autorin ist es hervorragend gelungen, die Atmosphäre der Stadt einzufangen: von Touristenumschlagsplätzen wie dem Tiergarten in der Nähe vom Brandenburger Tor bis hin zu den kleinen Seitenstraßen in Moabit.

Wer meinen Blog regelmäßig liest weiß, dass mir LGBT-Charaktere – also lesbische, schwule, trans- oder bisexuelle Figuren in Romanen – sehr wichtig sind und wie sehr ich es bedaure, dass man so selten glaubhafte, sympathische Romanfiguren in tragenden Rollen im Genre wiederfindet. Umso erfreuter bin ich, dass in diesem Jugendbuch gleich zwei schwule Figuren tragende Rollen spielen, deren Darstellung Mara Lang ebenfalls rund und realistich gelungen ist. Gracias!

Ich hab mich jedenfalls beim Lesen ein kleines bisschen in das “Girl in Black” und ihr Umfeld verliebt. Und ich hoffe, vielen von euch geht es ähnlich.

Wenn ihr Geschichten wie etwa “Cinderella 87” mögt, ist dieser Roman genau euer Ding!

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