Magnus Chase hat ein unglaublich beschissenes Leben: Seit dem Mord an seiner Mutter vor rund einem Jahr lebt er auf der Straße. Das Problem ist: Sein Leben wird (zunächst) noch viel beschissener, als er selbst stirbt.
Denn als Sohn eines nordischen Gottes landet er nicht im christlichen Himmel, sondern in Wallhalla, dem Ort, an dem alle gefallenen Kriegshelden in der nordischen Mythologie landet. Mit der prachtvollen Halle des Gottes Odin, wie ihr sie vielleicht aus den alten Sagen kennt, hat das moderne Wallhalla allerdings nichts zu tun.
Stellt euch viel eher ein mondänes Nobelhotel vor, in dem die verstorbenen Kriegsveteranen verschiedenster Epochen ihre Zeit beim Glücksspiel vertrödeln und Jungwalküren nicht nur mit Schwertern, sondern auch mit Überwachungskameras auf Streife gehen. Und eine dieser Walküren – Gunhilda – ist gar nicht begeistert davon, dass Magnus in Wallhalla aufgetaucht ist.
Der hat aber gar nicht so viel Zeit, sich über Gunhilda zu ärgern. Denn ausgerechnet er scheint dazu bestimmt, die drohende Götterdämmerung zu verhindern. Gemeinsam mit einer bunten Gruppe Gefährten macht sich Magnus nicht nur auf die Suche nach dem Schwert des Sommers, sondern auch auf die Suche nach magischen Fesseln, die den monströsen Fenris-Wolf weiter in Gefangenschaft zu halten vermögen …
Percy Jackson der Zweite: Die Asgard-Edition.
Schon klar, Rick Riordan gehört zu den Autoren, die sich ihre Geschichten immer wieder aus den gleichen Versatzstücken aufbauen. Sein Trope: Ein Teenager erfährt, dass sie Nachkommen alter Götter sind und werden in mythische Abenteuer in unserer Zeit verstrickt. Das will ich ihm auch gar nicht vorwerfen. Denn auch so manch anderer etablierter Autor verfährt nach diesem Muster. Und Riordan hat ein Händchen dafür, die alten Motive zu entstauben und zu frechen, actionreichen Geschichten neu zusammen zu bauen. Nicht umsonst machte ihn seine Percy Jackson-Saga zum Bestseller-Autor.
Wer Bücher in der Art von “Diebe im Olymp” oder “Mara und der Feuerbringer” mag, kommt jedenfalls auf seine Kosten. Mir persönlich war die Handlung teils ein bisschen zu flappsig, aber ich kann mir gut vorstellen, dass mir das als Teenager unheimlich gut gefallen hätte.
Man darf nicht aus den Augen verlieren, dass sich die Magnus Chase-Romane an ein Publikum ab 12 Jahren richten, da dominiert der Humor und obwohl es spannend und actiongeladen bleibt, verliert sich der Autor den Göttern sei Dank nie in ausgeschlachteten Gewalt-Szenerien. Wie in Percy Jackson und den Kane-Chroniken baut der Autor unheimlich viele Elemente aus der Mythologie ein, ohne mit seinen Erklärungen allzu tief in die nordische Sagenwelt abzutauchen. Fans von Riordan dürfen sich darüber hinaus über einen Cameo-Auftritt von Annabeth aus den Percy Jackson-Romanen freuen.
Die Hörbuchversion wird von Nicolás Artajo eingelesen; seine jugendlich klingende Stimme passt wunderbar zur Hauptfigur.
Wer nicht mehr zum Zielpublikum (12+) gehört, sollte sich fragen, ob er wirklich einen neuen Percy Jackson braucht. Insgesamt ist Rick Riordans Magnus Chase – Das Schwert des Sommers allerdings eine solide Jugend-Fantasy: Abenteuerlich, unterhaltsam, aber nicht umwerfend.