Ihr mochtet Naomi Noviks “Das dunkle Herz des Waldes” (bzw. “Uprooted“) und sucht nach einem märchenhaften Fantasy-Roman mit ähnlichem Setting? Dann ist Katherine Ardens Debütroman The Bear and the Nightingale definitv das Richtige für euch.
Und um es gleich vorweg zu nehmen: Persönlich finde ich den offiziellen Klappentext des Romans nicht ganz passend. Worum also geht’s:
In einem kleinen Dorf, von Russlands dichten Wäldern umgeben, lebt die Familie des Landlords Pyotr Vladimirovich. Weitab von der Hauptstadt Moskau hat das Christentum zwar auch den Weg in die Grafschaft von Pyotr gefunden, man bedenkt die heidnischen Hausgeister aber noch bei jeder Mahlzeit mit einem Stückchen Brot oder einem Schlückchen Wein, und in den langen Winternächten werden abends am Kachelofen Märchen erzählt.
Zumindest bis Pyotrs geliebte erste Frau stirbt und der König ihn dazu zwingt, Prinzessin Anna zu heiraten. Wie Pyotrs halbwüchsige Tochter Vasya besitzt Anna die Gabe des Zweiten Gesichts: sie kann die Hausgeister und Fabelwesen sehen, die für die Augen Sterblicher eigentlich unsichtbar sind. Während sich die kleine Vasya mit der Rusalka des Sees und den Hausgeistern in Heim und Ställen anfreundet und sich nicht davor scheut, dem Flusskönig die Meinung zu sagen, hält Anna die Fabelwesen für Geschöpfe des Teufels und reagiert hysterisch auf sie.
Sie verbietet dem Haushalt, den Geistern kleine Opfer darzubringen – und beschwört damit Unglück über das ganze Dorf herab. Denn während die vernachlässigten Geister schwächer und schwächer werden, erwacht der Bär, ein uralter Dämon, aus seinem langen Schlaf, und plant eine neue Schreckensherrschaft …
Atmosphärisches Märchen
The Bear and the Nightingale lebt durch seine wunderbare Atmosphäre. Die ganze Handlung atmet den Geist der alten russischen Sagen und Märchen. Anders als aufgrund der Verlagsbeschreibung vermutet erzählt das Buch nicht die Geschichte von Vasya, wenngleich diese eine große Rolle spielt. Treffender wäre es zu sagen, dass The Bear and the Nightingale die Geschichte ihrer Familie ist. Im ersten Drittel der Handlung ist sie nämlich noch gar nicht geboren oder zumindest höchstens ein Kleinkind.
Einen ebenso großen Part wie Vasya nimmt Anna ein, eine eher negativ besetzte Figur, deren Motivation Katherine Arden aber gut erklärt und mit der man dadurch – zumindest zeitweise – Mitleid hat.
Insgesamt erscheint The Bear and the Nightingale sehr episodenhaft. Die Bedrohung durch einen uralten, einäugigen Winterdämon, zieht sich zwar als roter Faden durch die Handlung, aber diese lässt sich Zeit. Der Autorin ist Stimmung wichtiger als Action. Wer ruhige Bücher mag, der kommt deshalb hier durchaus auf seine Kosten.
Ähnlich wie bei Uprooted muss ich jedoch einräumen, dass sich das letzte Drittel – obwohl dann eigentlich der Actionteil beginnt – ziemlich zieht. Vielleicht lag es daran, dass die Geschichte im zweiten Drittel ein bisschen zu gemächlich vor sich hinplätschert. Da hilft es, dass Hörbuchsprecherin Kathleen Gati ihr Handwerk versteht und das Publikum durch ihre angenehme Stimme bei der Stange hält.
Wäre das Buch zwei, drei Stunden kürzer gewesen – ich glaube, ich hätte es geliebt. Dieser russische Märchenflair ist genau mein Ding, und Arden hat ein Händchen für Stimmung, aber wie gesagt, es war dann doch ein bisschen zu lang und ich hab mir das Ende dann zum Schluss herbei gesehnt.
Trotzdem: Ein schöner Roman, an dem gerade Fans ruhiger Geschichten ihre Freude haben werden.
Das Hörbuch gibt es als Download bei Audible, wo man auch in eine Hörprobe reinhören kann.
also die Sache mit alten Sagen und Hausgeistern könnte mich schon locken. Und Russland auch. Fast schade, dass es dich doch nicht so ganz überzeugen konnte.
LG von der Rabin
Kommentar by Rabin — 15. Februar 2017 @ 19:47
Irgendwie ärgert mich das selbst. Es *ist* gut geschrieben und ich hab es gern gemocht, aber auch nach längerem Hin und Her: schlussendlich ist es nur ein 3-Sterne-Buch für mich.
Aber die anderen Reviewer sind teils sehr begeistert. Vielleicht machst du dir selbst ein Bild ,-)
Kommentar by Darkstar — 15. Februar 2017 @ 19:51