Jetzt gab es keine Zweifel mehr, dass wir uns im Heim einer Hexe befanden …
Heute ist Walpurgisnacht. Während die Hexen sich der alten Sage nach aufmachen, sich auf Berggipfeln zum Tanz zu treffen, steigen Muireann und Rose, die Hauptfiguren meines Romans Rosen und Knochen in den Keller eines tief im Wald versteckten Hexenhauses.
Ich dachte, heute sei eine gute Gelegenheit, euch einen Ausschnitt aus meinem Buch zu präsentieren, das in ein paar Monaten im Drachenmond Verlag erscheint:
(…)
Eine steil aufgestellte Holzleiter führte hinunter in eine Dunkelheit, die das Licht der Fackel kaum durchdringen konnte. Es ging viel tiefer hinab als erwartet. Die Trittstiegen schienen kein Ende zu nehmen. Die Wände um uns herum bestanden aus braunem Erdreich, das von Wurzelwerk durchzogen war. Einen Moment lang drängte sich mir die Vorstellung auf, der Waldboden würde über uns zusammenbrechen und uns begraben. Natürlich geschah das nicht.
Am Fuß der Leiter angekommen – wir mochten mindestens sechs oder sieben Menschenlängen tief hinunter geklettert sein –, weitete sich der Schacht zu einer Höhle. Deren Wände bestanden nicht mehr aus Erde, sondern aus grauem Stein, der im Fackellicht an manchen Stellen seltsam glitzerte. Gegenüber der Leiter stand ein schmales Regal, in dem sich allerlei Gläser, Tiegel und Schatullen stapelten.
Rose legte einen Finger auf die Lippen. Angestrengt lauschten wir in das Dunkel. Nichts. Es war alles still. Gemeinsam gingen wir zum Regal hinüber. Ich schob mich an Rose vorbei, die sich seitlich hinter mich stellte und die Fackel so in die Höhe hielt, dass das Licht der Flamme einerseits die Gangöffnung beleuchtete, andererseits auch den Inhalt des Regals. Rose behielt unsere Umgebung im Auge, während ich mich mit den Gegenständen vor mir beschäftigte.
Jetzt gab es keine Zweifel mehr, dass wir uns im Heim einer Hexe befanden. Zwar waren manche Tiegel aus Keramik gefertigt und mit Wachs versiegelt, viele Fläschchen und Gefäße jedoch waren durchsichtig. Augäpfel schwammen in trüber Flüssigkeit in einem Einmachglas, ein anderes war bis zur Hälfte mit langen, weißen Raubtierzähnen gefüllt. Giftgrüne Flüssigkeit füllte eine schmale Viole, daneben lagen, mit einem groben Strick zusammengeschnürt, mehrere Alraunenwurzeln. Täuschte ich mich oder bewegten sie sich?
In einem Regal auf Brusthöhe stand ein geöffnetes Ledersäckchen, in dem Salz schimmerte. Zumindest nahm ich an, dass es Salz war; ein Bestandteil, der in keiner Küche fehlen sollte, besonders nicht in der Küche einer Hexe. Damit schützte man sich vor Geistern und Dämonen – oder beschwor sie.
Seltsam fasziniert und angewidert zugleich nahm ich ein Behältnis nach dem anderen aus dem Regal, hob es in Kopfhöhe, drehte es nach links und rechts und begutachtete den Inhalt. Ich hatte gerade eine schmale, mit Wachs versiegelte Glasröhre herausgeholt, in der sich ein grobkörniges lilafarbenes Pulver befand, als ich aus den Augenwinkel einen Schatten ausmachte, der sich aus der leeren Stelle im Regal auf mich zubewegte.
Ich wandte den Blick, um besser sehen zu können – und wünschte mir kurz darauf, ich hätte es nicht getan. Eine ganze Armada schwarzer, haariger Spinnen kroch aus der Schwärze und krabbelte auf langen Beinen auf uns zu. Flink kletterten sie wie eine einzige wogende Masse vom Regal auf den Boden und begannen, uns zu umschwärmen und an unseren Beinen hinaufzuklettern.
Rose wich entsetzt einen Schritt zurück. Ich ließ das Glas fallen. Das einfachste wäre sicher gewesen, die Fackel nach unten zu halten und die ekligen Biester mit Feuer zu vertreiben, aber Rose war wie gelähmt.
Vor meinem inneren Auge sah ich, wie Tausende und Abertausende Spinnen an Rose und mir hochkletterten, bis sie unsere Körper komplett bedeckten. Sie würden Fäden spinnen und uns einweben, lebendige Opfer in einem riesigen Netz.
Die Hexenspinnen (…)
Na, wie findet ihr’s?
Mein Manuskript befindet sich derzeit im Lektorat. Deshalb kann ich noch nicht sagen, ob jedes Wort so bleibt, wie es hier steht.
Das – und natürlich den Rest der Geschichte – könnt ihr, wenn euch der Ausschnitt neugierig gemacht hat – in ein paar Monaten lesen, wenn Rosen und Knochen erscheint.
Ich halte euch auf dem Laufenden!
So, jetzt bin ich endlich dazu gekommen, es mir durchzulesen und wow! Was für eine coole Atmosphäre. Die Bilder, die du da herauf beschwörst haben mich echt beeindruckt. Überhaupt finde ich das Setting sehr gelungen. Endlich mal richtige hexenartige Hexen. Bin gespannt auf den Rest :)
Kommentar by Jana — 13. Juni 2017 @ 20:51
OHHHHHH! Danke für das positive Feedback!
Dann bin ich ja gespannt, wie dir der Rest gefallen wird ,-)
Kommentar by Darkstar — 14. Juni 2017 @ 09:06
Leseproben sind immer so fies weil es plötzlich aufhört und man warten muss, bis man den Rest in den Händen hält.
Macht auf jeden Fall Lust nach mehr :D
grüße
Kommentar by cupcatz — 22. August 2017 @ 15:06