„Wir wollen uns nie verlassen. Solange wir leben nicht.“
(Brüder Grimm: Schneeweißchen und Rosenrot)
Einige von euch haben mich gefragt, zu welchem Zeitpunkt mir klar wurde, dass meine Buchversion von Schneeweißchen und Rosenrot ein lesbisches Liebespaar sein würde.
Als ich mit dem Schreiben von Rosen und Knochen begann, wusste ich bereits, dass die beiden Jägerinnen, die gegen den Geist der Hänsel & Gretel-Hexe antreten würden, keine Schwestern wären, sondern Geliebte.
Einerseits liegt das daran, dass ich Märchen gern gegen den Strich bürste und mir die Idee zu diesen beiden sehr gut gefiel. Wichtiger allerdings war und ist mir, dass es zu wenig queere Heldinnen und Helden in der Fantasyliteratur gibt.
Ja, immer noch.
In BARE – A Pop Opera (übrigens eins meiner Lieblingsmusicals) singt einer der Hauptdarsteller:
„There‘ no such thing as heroes who are queer“ — sinngemäß: So etwas wie schwule Helden gibt es nicht.
Da ist leider etwas dran.
Falls es diese Helden gibt, zeigen sie sich nicht – oder sie leben im Schatten.
Wie viele queere Superhelden kämpfen im Kino bei den Avengers? Oder den X-Men?
Erinnert ihr euch an ein bisexuelles Tribut in Panem? An einen schwulen Werwolf in Twilight? Eine lesbische Schülerin in Hogwarts? Nein? Kein Wunder.
Selbst J.K.Rowling sah sich zwar bemüßigt, nach Abschluss ihrer Reihe zu betonen, Dumbledore sei schwul und es schon immer gewesen. Anzeichen dafür gibt es aber – leider – in keinem der Bücher. Von keiner einzigen Hogwarts-Schülerin oder einem Schüler wissen wir, dass sie oder er auf Jungs und Mädchen steht. Rowling hat es gut gemeint – aber nicht gut gemacht.
Nur im Nachhinein zu behaupten, dass es in der Welt der Hexenwald-Chroniken auch andersliebende Menschen gibt, ist mir nicht genug. Ich will diese auch zeigen. Im Rampenlicht.
Denn alles andere wäre nie genug. War es noch nie und wird es nie sein. Unsere Welt ist bunt und vielfältig und das will ich auch zeigen.
Ich weiß, damit bin ich nicht allein. Es gibt Phantastik-Literatur mit queeren Helden. Bereits seit Jahrzehnten. Sie ist nur selten. Zu selten.
In BARE bringt sich der Junge, den ich oben zitiert habe, um. Er ist in einem Umfeld aufgewachsen, das ihm vermittelt hat, falsch zu sein. Ihm fehlten queere Helden, an die er glauben konnte. Die ihn inspiriert hätten.
Und manchmal, seltener inzwischen aber noch viel zu oft, passiert das auch in unserer Welt.
Aber daran können wir etwas ändern. Wir Autoren, indem wir über solche Figuren schreiben.
Und wir Leser, in dem wir solchen Geschichten Chancen geben.
Rosen und Knochen ist im Drachenmond Verlag erschienen, als Print und ebook.
Es ist eine Märchenadaption. Mit starken Frauen, aber ohne den Ritter auf dem weißen Pferd. Stattdessen geht es um zwei junge Frauen, die in einer mittelalterlichen Welt Jagd auf Dämonen, Hexen und Geister machen – und sich lieben.