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19. August 2018

C. E. Bernard: Palace of Glass

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 19:10

Palace of GlassIm England der Zukunft sind zwischenmenschliche Berührungen verboten.

Kummerbünde sind deshalb wieder groß in Mode. Hände müssen hinter dem Rücken verschränkt werden und Handschuhe sind ebenso wie hohe Halskrausen obligatorisch. In der U-Bahn und auf der Straße hat man Abstand voneinander zu halten. Zu Groß ist die Angst vor den Magdalenen – Menschen, die die Fähigkeit haben, bei Hautkontakt die Gedanken ihres Gegenübers lesen und manipulieren zu können.

Rea Emris ist eine Magdalena. Von diesem gefährlichen Geheimnis weiß nur ihr Bruder. Sie nutzt es aber gewinnbringend im Faustkampf ein, weil sie durch ihre Gabe auch körperlich überlegenen Gegner besiegen kann. Durch ihre kämpferischen Fähigkeiten wird allerdings auch der britische Geheimdienst auf sie aufmerksam. Und plötzlich findet sich Rea in prächtige Kleider gehüllt im Glaspalast der englischen Königsfamilie wieder. Nach außen soll sie für die Presse die aktuelle Romanze des britischen Thronfolgers spielen. Insgeheim hat man sie jedoch als dessen Leibwächterin engagiert, da sein Leben bedroht wird. Ausgerechnet von einem Geheimbund der Magdalenen …

Mit C. E. Bernards Palace of Glass hatte ich Startschwierigkeiten. Der Weltenentwurf las sich zwar spannend und Rea gefiel mir als Charakter; die ersten Kapitel weckten mein Interesse aber noch nicht. Ich bin froh, dass ich trotzdem weitergelesen habe. Denn mit Reas Ankunft im Palace of Glass änderte sich alles schlagartig, auch die Atmosphäre des Buches.

Palastintrigen, Geheimnisse und tragische Liebesgeschichten

Ich stehe auf Palastintrigen, Geheimnisse und tragische Liebesgeschichten; und diesbezüglich hat C. E. Bernard alle Knöpfe bei mir gedrückt. Sowohl das Setting, als auch die Figuren und der Spannungsbogen funktionieren für mich hervorragend. Es ist super spannend, Rea dabei zu beobachten, wie sie sich widerwillig durch die keusche Welt des Königshofes mit seinen weißen Gewändern und Glaswänden bewegt und sich verzweifelt darum bewöhnt, sowohl ihr Geheimnis zu bewahren als auch an den Thronfolger nicht ihr Herz zu verlieren. Steckt wirklich eine Geheimorganisation der Magdalenen hinter den Anschlägen auf sein Leben? Und ist Prinz Robin wirklich so gefühlskalt, wie er sich äußerlich gibt?

Vom Konzept her kann man das Buch in die Ecke von Popcorn-Dystopien wie Selection verorten, auch wenn ich Palace of Glass dann noch ein ganzes Stück vielschichtiger finde. Es geht vor allem um das Innenleben der jeweiligen Figuren.

Wunderbar ausgearbeitete Figuren

Und das sind nicht nur Rea und Robin. Auch die Nebenfiguren sind erfreulich faszinierend und divers. Allen voran die dunkelhäutige Schwester des französischen Königs, die zu Gast in England weilt und auf die hiesigen Gepflogenheiten keine Rücksicht nimmt. Selbst die Figuren, die nur kleine Auftritte haben, wirken lebendig. Zudem ist es sehr schön, dass Bernard – im Kontrast zu der pseudo-unschuldigen Welt der Briten – quicklebendige, queere Figuren mit in ihre Geschichte aufnimmt.

Ja, Palace of Glass ist mehr Romance als Dystopie. Aber genau das will dieses Buch auch sein und darin liegt seine große Stärke. Bernard schreibt eindringlich und hat nicht nur ein Händchen für Charaktere, sondern auch dafür, deren Umgebung plastisch wirken zu lassen.

Ich bin jedenfalls ziemlich froh, dass ich am Ball geblieben bin und weitergelesen habe, denn man, mit dem Twist am Schluss hätte ich nicht gerechnet und überhaupt habe ich mich den Großteil der Handlung sehr gut unterhalten gefühlt.

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