Was habe ich mich auf Eine Krone aus Feuer und Sternen gefreut! Endlich ein High Fantasy-Roman, in dem sich zwei junge Frauen ineinander verlieben dürfen. Als ich dann das Buch aufgeschlagen habe und feststellte, dass Audrey Coulthurst ohnehin eine Gesellschaft entworfen hat, die mit homosexuellen Beziehungen sehr tolerant umgeht, war ich doppelt geflashed.
Und last but not least erweisen sich sowohl Dennalaia als auch Amaranthine, die abwechselnd die Handlung erzählen, als vielschichtige, glaubhafte Figuren, hinter denen mehr steckt, als es auf den ersten Blick scheint.
Ich müsste also restlos begeistert sein. Das bin ich leider nur mit Abstrichen. Warum, das verrate ich auch gleich, erst aber noch ein paar Sätze zum Inhalt.
Darum geht’s:
Seit frühester Kindheit weiß Prinzessin Dennalaia von Havemont, das sie eines Tages den Prinzen von Mynaria heiraten wird und nie hat Denna an dieser politischen Notwendigkeit gezweifelt. Auch, wenn das bedeutet, dass sie ihre Feuermagie unbedingt geheim halten muss – denn in Mynaria ist Zauberei jeglicher Art gefürchtet und verboten.
Als sie am Hof ihres künftigen Gatten ankommt, fühlt sie sich entsprechend eingeschüchtert und verängstigt. Niemand darf jemals entdecken, wer sie wirklich ist. Als ihr einziger Freund in der neuen Heimat einer politischen Intrige zum Opfer fällt, sucht Denna nach einem Verbündeten, der ihr hilft, den wahren Schuldigen zu finden.
Ausgerechnet Amaranthine, die spröde Schwester ihres Verlobten, steht ihr zur Seite. Und je länger die beiden jungen Frauen zusammenarbeiten und je besser sie sich kennenlernen, desto mehr fühlen sie sich voneinander angezogen …
Festhalten möchte ich:
Aurdey Coulthurst kann tolle Charaktere zeichnen. Wie bereits eingangs erwähnt, sind sowohl Denna als auch Mara facettenreiche Protagonistinnen und keine Stereotypen. Auch ihr sich langsam wandelndes Verhältnis zueinander wird geschickt und nachvollziehbar gezeichnet. Mara ist ein Wildfang, liebt die Freiheit, Pferde und Musik – und die Autorin scheint sich mit diesen Themen sehr gut auszukennen. Denn sehr unaufdringlich webt sie ihr Fachwissen in die Handlung mit ein. Ich glaube, selten habe ich so viel in einem Fantasyroman über Pferde gelernt.
Auch der äußere Konflikt, dem die beiden begegnen, bietet Potential für Spannung.
Und jetzt kommt das Aber:
Trotz der wirklich hervorragenden Zutaten ist der Funke bei diesem Buch für mich nicht übergesprungen. Und das ärgert mich selbst. Ich kann gar nicht genau sagen, woran das liegt. Die Chemie zwischen Dennalaia und Amaranthine stimmt. Rein atmosphärisch möchte ich den Roman bei den Büchern von Tamora Pierce und Mercedes Lackey verorten, beides Autorinnen, die ich sehr schätze. Trotzdem konnte ich mich nicht so sehr in die Handlung versinken, wie ich es gern gemocht hätte.
Vielleicht liegt es daran, dass der Weltenbau doch ein wenig zu oberflächlich war? Irgendwie kam mir Eine Krone aus Feuer und Sternen aber streckenweise sehr langatmig vor, von Pageturner keine Spur. Die Nebenfiguren – Ausnahmen bestätigen die Regel – waren recht schablonenhaft. Ich kann damit leben, wenn das Rad nicht neu erfunden wird, aber dann braucht es eine wirklich starke Erzählstimme, die mich in das Buch hineinzieht. Das ist Coulthurst leider nicht gelungen.
Was mich bei der Stange gehalten hat, war ausschließlich die Beziehung von Denna und Mara. Wenn eine von ihnen ein Mann gewesen wäre, ich hätte das Buch abgebrochen.
Ich wünschte, wünschte, wünschte, ich könnte etwas anderes sagen. Aber ich kann es nicht.
Insgesamt ist Eine Krone aus Feuer und Sternen ein solider, unspektakulärer Fantasy-Roman. Wenn ihr über lesbische Prinzessinnen lesen wollt, solltet ihr ihm eine Chance geben. Wenn euch das absolut nicht wichtig ist, seid ihr mit einem anderen Buch vermutlich besser beraten.