Mercedes Lackeys Elemental Masters-Reihe spielt in einem alternativen Europa des Viktorianischen Zeitalters. Durch die Beschwörung von Elementargeistern können einige Auserwählte Elementar-Magie beschwören; ein Umstand, der freilich dem Groß der Menschheit unbekannt ist. Die Atmosphäre der damaligen Zeit nimmt einen großen Teil der jeweiligen Handlung ein, die immer – sehr lose – von einem Märchenplot inspiriert wurde.
„Reserved for the Cat“ basiert auf dem Märchen vom Gestiefelten Kater. Berücksichtigt man dessen französische Wurzeln erscheint es passend, dass Mercedes Lackey aus dem ärmlichen Bauern der Vorlage eine mittellose Ballettänzerin aus Paris macht. Ninette Dupond, anders als viele romantische Heldinnen, träumt jedoch nicht vom großen Ruhm auf den Brettern, die die Welt bedeuten, sondern davon, einen vermögenden Gentleman auf sich aufmerksam zu machen, der sie aus ihrem ärmlichen Leben erlöst. Ein fataler Fehler jedoch scheint das alles zunichte zu machen: Praktisch über Nacht landet Ninette in der Gosse. Dort trifft sie auf einen sprechenden Kater, der ihr seine Hilfe zusichert, wenn sie sich an einen verrückten Plan hält. Nachdem sich Ninette von dem ersten Schock erholt und festgestellt hat, dass sie nicht halluziniert, lässt sie sich auf die gewagte Idee des Katers ein:
Sie reist in den englischen Urlaubsort Blackpool und gibt sich als die russische Primaballerina Nina aus. Der Kater sorgt dafür, dass sie den richtigen Leuten begegnet: einer kleinen Gruppe Elementarmagier, die noch eine weibliche Hauptrolle für das aufsehende Bühnenstück suchen, an dem sie arbeiten. Die Fremde scheint wie ein Geschenk des Himmels. Und während Ninette ein völlig neues Leben beginnt, ahnt sie nicht, dass die echte Nina Wind von der Scharade bekommen hat, die die junge Pariserin spielt. Wutentbrannt reist diese nach Blackpool, um die Hochstaplerin zu vernichten – und sie leiden zu lassen mit allen magischen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen …
Auch wenn sich Lackeys Romane nicht gerade durch eine Aufsehen erregende Handlung auszeichnen, so gelingt es der Autorin doch meist, atmosphärische Settings zu schaffen. Die Lebensweise ihrer Figuren und die Zeit, in der sie leben, setzt sie ansprechend in Szene. Wer gerade für stimmungsvolle Schilderungen etwas übrig hat, kommt in den Elemental Masters-Romanen meist auf seine Kosten. Wer komplexe Handlungen sucht, eher weniger. “Reserved for the Cat” bildet da keine Ausnahme, wenngleich der Roman zu den storytechnisch dichteren der Reihe gehört und auch nicht mit so einem enttäuschenden Ende aufwartet wie z. B. Gates of Sleep oder Wizard of London. Es ist schön, wie Mercedes Lackey zudem eine plausible Begründung findet für das Spiel, auf das sich Katze und Antagonist im Finale einlassen. Das der Bösewicht im Märchen auf den Trick des Katers hereinfällt, war schon immer etwas, das mir aufgestoßen ist. Zudem gefällt auch Ninette als nicht unbedingt herzensgute Heldin, die im Verlauf der Handlung an Profil gewinnt und sich entwickelt. Ansonsten gibt’s diesmal viel Ballett: Hintergrundwissen aus dem Leben einer Ballerina zu Beginn des 20. Jahrhunderts werden unterhaltsam eingestreut. Die Handlung erweist sich als für einen Lackey-Roman überraschend stringent. Zu Ninettes Gefährten zählen neben ihrem Kater, den natürlich ein Geheimnis umgibt, ein Feuer-Magier, ein Komponist und ein Papagei, der von sich selbst behauptet, der verwandelte Wolfgang Amadeus Mozart zu sein. Die Antagonistin, Nina, ist herrlich fies und greift zu interessanten Mitteln, durch die man viel über die Möglichkeiten der Erd-Elementarmagie erfährt. Sprecherin Mirabai Galashan liest die Geschichte ansprechend, so dass die fast elf Stunden einem viel kürzer vorkommen.
Insgesamt ist “Reserved for the Cat” kein Bestseller-Material, sondern das, was man auch als Wohlfühl-Literatur bezeichnen könnte. Ohne viel Tiefgang, aber mit Atmosphäre, kommen Lackey-Fans hier auf ihre Kosten.
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