Darkstars Fantasy News

Bereits im letzten Jahr habe ich im Oktober hier einige Bücher kurz vorgestellt, die für mich allesamt gut zur düsteren, unheimlichen Atmosphäre von Halloween (bzw. Samhain und Allerheiligen) passen. Auch dieses Jahr möchte ich wieder einige Titel vorstellen. 2010 hatte ich mich ausschließlich auf High Fantasy-Titel konzentriert. Deshalb ist diesmal die Urban Fantasy d’rann.

Wie auch im letzten Jahr erscheint dieser Blog-Eintrag einige Tage vor Halloween, damit diejenigen, denen ich den einen oder anderen Roman vielleicht schmackhaft gemacht habe, noch die Chance haben, sich diesen bis zur letzten Oktobernacht zu besorgen.

***

Seanan McGuire – Nachtmahr

“Nachtmahr” ist einer meiner Top-Favoriten des Jahres. Zwar handelt es sich hier um den bereits dritten Band von McGuires großartiger Toby Daye-Urban Fantasy-Reihe, ich denke aber dennoch, dass man auch noch hier einsteigen kann. Der Autorin gelingt es, die notwendigen Infos, die man zum generellen Verständnis braucht, recht unkompliziert einzubauen. Ansonsten ist das Buch nicht nur spannend und witzig, sondern lädt den Leser zudem ein, gemeinsam mit der schlagfertigen Halb-Fae Toby einen der düstersten, gefährlichsten Teile der Feenlande zu erkunden. (Hier geht’s zu meiner Komplett-Rezi des Buches).

Die Ruine, in der ich mich befand, war wahrscheinlich einst ein Ballsaal gewesen, ehe sie zum Gefängnis wurde. Die Wände waren ab etwa drei Metern Höhe weggebrochen, und das Dach fehlte ganz. Dornige Ranken bedeckten die Mauern auf drei Seiten und verbargen, ob es Türen gab. Zerfetzte Wandteppiche hingen zwischen dem Dornengestrüpp, ihre Muster verblichen von Dreck und Zeit. Schatten, zu dunkel, um sie mit den Augen eines Wechselbalgs zu durchdringen, lauerten am Fuß der Wände, und aus ihrem Inneren drang Kichern und Rascheln. Das verhieß nichts Gutes. Ich habe gelernt, Wesen zu misstrauen, die in solcher Lage lachen.Sie sind entweder wahnsinnig oder aufrichtig beglückt angesichts von Angst und Schmerz, und so oder so bieten sie Grund zur Sorge. Ich spürte das Blut, dass die Luidaeg zur Herstellung meiner Kerze benutzt hatte, noch ehe ich merkte, dass meine Finger sie immer noch umklammert hielten. Sobald ich sie ansah, flammte sie auf. Die Flamme wuchs auf etwa dreißig Zentimeter Höhe und brannte leuchtend rot …

Steve Berman – The Vintage (A Ghost Story)

Gerade einmal 200 Seiten stark ist Steve Bermans dunkler Mystery-Roman, in dem sich ein schwuler Teenager in den Geist eines vor Jahrzehnten verstorbenen Jungen verliebt, der den Highway außerhalb der Kleinstadt, in der er lebt, heimsucht. Trotzdem trifft der Autor den Nagel auf den Kopf. Eine tragische, düstere Grundstimmung, Geistererscheinungen und -beschwörungen, eine obsessive, gefährliche Beziehung und ein Haufen sympathischer Teenager (teils Emo, teils nicht) machen die Coming of Age- und Coming Out-Geschichte ungewöhnich und spannend und lesenswert. Eine Rezension folgt!

When he stood up I found myself reading the chiseled letters:

Joshua While
1934 – 1957

Still scared, I wanted to leave the graveyard before another spirit came, but I couldn’t abandon Josh. He looked so forlorn staring at his own grave. I’d stay a while longer. I worried that maybe freeing him from the highway had been wrong. “You’re not alone anymore.” I kept my hands underneath my arms to warm the fingers. Standing so close to him made everything that much colder. In the distance, I caught a glimpse of something running through the cementary in great leaps. I shuddered, not wanting to know who or what it once was.

Patricia Briggs – Bann des Blutes

Auch “Bann des Blutes” ist Teil einer Urban Fantasy-Reihe. Es handelt sich um den zweiten Band von Patricia Briggs erfolgreicher Mercy Thompson-Serie. Mercy ist intelligent, aber hitzköpfig, von Beruf Automechanikerin, sie kann sich in eine Kojotin verwandeln und hat das Talent, sich immer wieder mit den falschen Leuten anzulegen.

“Bann des Blutes” ist zwar bereits ihr zweites Abenteuer, aber noch einen Tick besser als ihr erstes. Zudem passt der Roman um Geister und Vampire gut zu Halloween! (Meine ausführliche Rezension findet ihr hier)

Die Geister folgten mir. Ich konnte spüren, wie sie mich streiften und vorwärtsdrängten, als wüssten sie, wieso ich hier war und wollten mir unbedingt helfen. Sie schoben und zogen, bis ich eine Tür neben dem Bad im Erdgeschoss erreichte. Sie war schmaler als die anderenTüren, was auf einen Wandschrank schließen ließ. Aber auf das Drängen meiner Führer öffnete ich dieTür und war nicht überrascht, dahinter eine Wendeltreppe zu sehen, die in ein dunkles Loch führte. Ich habe mich nie vor dem Dunkeln gefürchtet. Ich leide auch nicht unter Klaustrophobie. Dennoch, in dieses Loch hinunterzusteigen, gehörte zu den schwierigsten Dingen, die ich je getan habe, denn obwohl ich wusste, dass er tagsüber nicht aktiv sein würde, machte mir der Gedanke, einen Vampir zu töten, schreckliche Angst …

Mariette Aerts – Hexenheide

Primär an ein junges Publikum richtet sich “Hexenheide“: Lenne und ihr bester Freund Karim wissen, dass die Heide für sie eigentlich Tabu ist, seit im vergangenen Sommer eine ihrer Mitschülerinnen dort spurlos verschwunden ist. Dennoch zieht es sie immer wieder an diesen verbotenen Ort der Moore und Wälder. Lebt auf dem Land wirklich eine Hexe?  Welches Geheimnis umgibt die alte Wassermühle? Und wer ist die Frau mit den langen weißen Haaren und den merkwürdigen Augen, die ihnen immer wieder begegnet? Eines Tages erscheint ein unheimliches Gesicht im Wasser, und nachts wandern Lichter über die Heide …

Das Buch richtet sich stilistisch an Kinder ab 10 Jahren, aber mir hat’s trotzdem Spaß gemacht. Eine ausführliche Rezension findet ihr in der Nautilus 83.

Brenna Yovanoff – Schweigt Still die Nacht

Mackie ist kein gewöhnlicher amerikanischer Teenager, sondern ein Wechselbalg. Eisen macht ihn krank, geweihten Boden kann er nicht betreten. Die Wesen der Anderswelt haben einst ein Menschenkind aus seiner Wiege geraubt und ihn zurück gelassen. Es ist nicht das erste Mal, dass dies in der amerikanischen Kleinstadt Gentry geschieht. Aber Mackie ist der erste Wechselbalg, der überlebt und unter Menschen heranwächst. Bis ihn seine Vergangenheit einholt …

“Schweigt still die Nacht” lebt von seinem düsteren Setting. Anders als in vielen Romantasy-Geschichten der jüngeren Zeit sind die Wesen der Anderswelt hier nicht glitzernd und glamourös, sondern gefährlich. Das Gefolge der Morrigan und ihrer dunklen Schwester, die im Untergrund einer amerikanischen Kleinstadt regieren, ist unheimlich und doch irgendwie liebenswert: untote Leichenmädchen, Ungeheuer in Kindergestalt, der gefährliche Schnitter – sie alle könnten direkt aus einem Tim Burton-Film stammen. Ein toller Roman über das Anderssein, Freundschaft und über das, was Familie ausmacht. Eine ausführliche Rezension findet ihr in der Nautilus 84.

***

So. Wer doch lieber nach einem gruseligen High Fantasy-Abenteuer Ausschau hält, dem seien noch mal meine letztjährigen Halloween-Lesetipps ans Herz gelegt. Und wer selbst noch den einen oder anderen Hinweis hat, kann den vielleicht in den Kommentaren teilen. Ich würde mich freuen!