In Mockingjay – Teil 1 beginnt Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) nicht nur, um ihr eigenes Überleben zu kämpfen und das ihrer Freunde, sondern um das Überleben eines ganzen Distrikts, einer ganzen Nation:
Für die unterdrückten Bewohner Panems ist sie der Spotttölpel, Symbolfigur und Hoffnungsträger einer Rebellion, die endlich das grausame Regime stürzen will, das seit fast 80 Jahren mit eiserner Hand über sie herrscht. Katniss Everdeen hat zwei mal die Hungerspiele überlebt. Aber ist sie für einen offenen Krieg wirklich bereit?
Nachdem die Rebellen aus Distrikt 13 sie aus der Arena gerettet und in ihr unterirdisch liegendes Versteck gebracht haben, ist eine blutige Konfrontation mit dem Kapitol aber unausweichlich. Jedenfalls sieht das Alma Coin (großartig: Julianne Moore) so, die Anführerin der Rebellen, die sich wie ein Militärstaat strukturiert haben. Ihrem Wunsch zufolge soll Katniss die Massen anstacheln; die Bewohner anderer Distrikte dazu inspirieren, sich mit den Soldaten Distrikt 13s zu vereinen.
Eine Rolle, die Katniss zuwider ist. In der Vergangenheit war es ein ums andere mal Peeta (Josh Hutcherson) gewesen, der die Massen durch sein Verhalten begeistert hat. Doch der ist jetzt ein Gefangener von Präsident Snow (Donald Sutherland). Wie die Rebellen Katniss, so benutzt das Kapitol ihn, um die Bewohner der Distrikte zum Frieden zu gemahnen.
Die Zeit der Spiele ist vorbei …
Das wird dem Zuschauer ziemlich schnell sehr deutlich vor Augen geführt: Statt blutigen Kämpfen zwischen Jugendlichen in einer exotischen Arena entführt uns der Film in graue, streng reglementiert Bunkeranlagen kilometertief unter der Erde: eine Welt, an die sich Katniss (und mit ihr der Zuschauer) erst gewöhnen muss. Die staubige, triste Umgebung sorgt für eine völlig neue Atmosphäre. Mockingjay (Teil 1) ist eine andere Art Film als Panem 1 und 2. Er setzt die Weichen neu, bringt die Figuren in Position und leitet ein gewaltiges Finale ein – das es jedoch erst im Herbst 2014 im vierten und letzten Teil der Reihe, Mockingjay (Teil 2) geben wird. Die Stimmung ist düster, noch depressiver als in den beiden Vorgängern – und daran wird der eine oder andere Zuschauer sicher zu knabbern haben.
Im Kino hatte ich mit dieser Tatsache etwas zu kämpfen. Vor allem, weil ich das Gefühl hatte, dass die zweiteilige Verfilmung des abschließenden Bandes der Trilogie dem Stoff nicht allzu gut tut. Die Handlung schien mir etwas in die Länge gezogen und zudem fehlt der Höhepunkt in Mockingjay – Teil 1: der dramatische Moment, auf den alles zuläuft. Und in dem sich Katniss verwandelt von einer innerlich zerrissenen Marionette in eine zwar verzweifelte, aber willensstarke Kämpferin, die ihre eigenen Entscheidungen trifft. Darauf wartet man (zumindest jetzt) noch Vergeblich; Katniss Metamorphose wird hoffentlich zentrales Thema im finalen Film der Reihe, der ein Actionfeuerwerk zu werden verspricht.
Bilder und Setting sind – trotz aller bewusst gewählter Trostlosigkeit – perfekt getroffen und dass die emotionale Reise, die die Darsteller durchstehen, das Publikum so berührt, liegt vor allem am starken Spiel der Akteure. Neben einer gewohnt großartigen Jennifer Lawrence und einer herrlich nuanciert spielenden Elizabeth Banks (Effie) überzeugt vor allem Julianne Moore – nicht umsonst mehrfach Oscar-nominiert – als Präsidentin Coin, die undurchsichtige, willensstarke Führerin von Distrikt 13. Auch Natalie Dormer (Margaery Tyrell aus Game of Thrones) nimmt man ihre Rolle als Flüchtling aus dem Capitol ab, die nun bei den Rebellen die Aufgabe übernimmt, Katniss beim Dreh der Propaganda-Videos anzuleiten.
Obwohl Mockingjay – Teil 1 für mich grundsätzlich der bisher schwächste Panem-Film ist, so bietet er dennoch spektakuläre, mitreissende Unterhaltung. Die Anschaffung auf DVD lohnt nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Extras, die nicht nur mengenmäßig, sondern auch inhaltliches einiges her machen:
Neben vier Featurettes (u. a. über die Stunts und das Propaganda-Team), einer Hommage an den während der Dreharbeiten verstorbenen Philip Seymour Hoffman und einem Beitrag über die Entstehung des Soundtracks ist das Herzstück sicher das umfangreiche Making Of, das in mehrere Teile gegliedert ist.
Der Film erscheint am 26.03.2015 auf BluRay und DVD:
Szenenbilder (c) Studiocanal
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