Darkstars Fantasy News


21. August 2015

Gay Friday: Queere Figuren bei Greenlight Press
Interview mit Andreas Suchanek

Category: Interviews – Darkstar – 13:00

Heliosphere 2265 - Band 1Ende 2012 hat Andreas Suchanek die Greenlight Press aus der Taufe gehoben, ein Kleinverlag, der sich auf “ebooks und Taschenbücher aus allen Bereichen der Phantastik” spezialisiert. Er selbst schreibt nicht nur für diverse Heftromanserien (wie z. B. “Maddrax” oder “Professor Zamorra“), sondern auch für seine eigene monatliche Serien “Heliosphere 2265” und “Ein M.O.R.D.s-Team“.

Bei der Greenlight Press verlegt er zudem die Urban Fantasy-Reihe “Die Chroniken der Seelenwächter” von Nicole Böhm und die SciFi-Reihe “EON – Das letzte Zeitalter” von Sascha Vennemann. In diversen Reihen der Greenlight Press tauchen queere Figuren auf. Deshalb habe ich Andreas zum Thema interviewt:

Interview mit Andreas Suchanek

In vielen Reihen der Greenlight Press kommen schwule bzw. lesbische Figuren vor. Warum war bzw. ist Dir das als Autor und Verleger wichtig?

Generell mische ich mich bei der Planung und Umsetzung der einzelnen Serien nicht ein. Das ist jedem meiner Autorinnen und Autoren selbst überlassen. Es ist also keine Vorgabe.

Doch es stimmt, dass ich selbst bei Heliosphere 2265 und bei Ein Mords-Team auch schwule und lesbische Hauptfiguren kreiert habe. Nicole Böhm hat bei Die Chroniken der Seelenwächter eine bisexuelle Figur in den Reihen der Hauptcharaktere.

Chroniken der SeelenwächterIch bin der Meinung, dass wir als kreativ Schaffende mit dazu beitragen können, durch moderne Geschichten dabei zu helfen, Vorurteile abzubauen. In den USA findet hier gerade eine sehr starke gesellschaftliche Entwicklung statt. In neuen TV-Serien gibt es hier viele starke, selbstbewusste LGBT-Charaktere. Das ist erneut ein großer Sprung von der eher depressiven Darstellung der 90er-Jahre. Durch diese Darstellungen im TV, dem Kino und der Literatur wird LGBT zu einem Teil der Normalität – und so sollte es ja auch sein. Das hilft dabei, Vorurteile, Missverständnisse und Klischees abzubauen.

Stellst Du uns bitte die wichtigsten LGBT Figuren Deiner Reihen vor?

Gerne. Im Falle von Heliosphere 2265 haben wir da erst einmal Commander Noriko Ishida. Im Verlauf der Handlung geht sie eine Beziehung mit einer anderen weiblichen Hauptfigur ein. Sie ist eine starke selbstbewusste Frau, die bereits früh in ihrer Karriere innerhalb der Space Navy ein paar furchtbare Rückschläge einstecken musste. Doch sie ist daran nicht zerbrochen, sondern gewachsen.

Außerdem ist da Commander Mark Tarses, der auf der NOVA-Station seinen Dienst tut. Er ist zuerst ein eher zurückhaltender und introvertierter Charakter, der aber zunehmend über sich hinaus wächst und sich entwickelt.

Da es sich um eine Sci-Fi-Serie handelt, steht die Sexualität der Figuren aber nicht im Fokus. Sie wird erwähnt, aber nicht thematisiert. Es ist im Heliosphere-Universum etwas Normales und findet nicht groß Erwähnung.

MORDs-Team - Band 1In meiner Krimiserie Ein M.O.R.D.s-Team sieht das anders aus. Hier ist einer jugendlichen Hauptfiguren schwul und setzt sich damit auch direkt auseinander. Da geht es tatsächlich um die Fragen: Bin ich schwul? Möchte ich eine Beziehung? Wie werden meine Freunde darüber denken? Den Namen verrate ich hier allerdings noch nicht, da am Anfang noch gar nicht klar sein soll, dass diese Figur schwul ist.

Auch dieser Handlungsstrang läuft aber nur nebenbei mit, im Zentrum stehen hier die Aufklärung eines Mordfalls und die Entwicklung aller Figuren (jung und alt).

Was hältst Du von der Behauptung: „So lange die sexuelle Orientierung einer Figur nicht für den Plot wichtig ist, sollte man diese verschweigen.“?

Das sehe ich gerade umgekehrt. In dem die sexuelle Orientierung erwähnt und zu einem Teil des Charakters gemacht wird, ist sie Teil des Gesamtbilds. Damit wird die Orientierung des Charakters zum Teil eines positiven Gesamtbildes.

In manchen Geschichten, die eher actiongeladen oder dramatisch sind, mache ich als Autor die sexuelle Orientierung auch nicht zum Thema der Geschichte, aber durchaus zu einer Facette des Charakters. Ich finde das sehr wichtig.

Als Autor von Heliosphere 2265 hast Du Dich bewusst dazu entschieden, zwei Hauptfiguren gegenüber Deiner Leserschaft erst in späteren Bänden der Reihe zu outen. Was war der Grund dafür?

Heliosphere 2265 - Band 25Das trifft genau auf die obige Frage zu. Heliosphere 2265 ist eine Sci-Fi-Serie. Hier stehen Action, Twists, politische Intrigen, spannende Abenteuer und Charakterentwicklung im Vordergrund. Ich wollte klar machen, dass im Heliosphere-Universum LGBT längst keine große Sache mehr darstellt, die zu Irritationen oder Problemen führt. Es ist gesellschaftlich völlig akzeptiert.

Es wird bei einer der Hauptfiguren auch erwähnt, dass sie früher eine Beziehung zu einem Mann hatte, nun aber mit einer Frau zusammen ist (im Gespräch mit ihrer Mutter). Dadurch wird klar: Niemand fragt hier noch groß nach. Ich wollte dieses Element der Figuren organisch einbauen, aber eben nicht zentrieren. Es früher zu erwähnen hätte dazu nicht gepasst.

Wie schwierig ist es, dabei keine Klischees zu bedienen – bzw. wie notwendig sind Klischees vielleicht sogar?

Ich finde es sehr schade, dass viele Menschen unter den typischen Klischees das sehen, was Tanz- und Glamourshows hier präsentieren oder von Sitcoms überstrapaziert wird. Insofern ist es mir wichtig, hier
nicht in Klischees zu verfallen.

Im Gegenteil. Es soll Teil einer organischen Story sein, aber weder Klischee noch erzwungen eingebaut sein. Da soll einfach klar sein: Es ist ein Typ oder eine Frau von nebenan, die zwar Schwul / Lesbisch ist, dass ist
aber eben nur eine Facette, nicht die dominierende.

Hast Du auf Deine queeren Storyplots / Figuren irgendwelche negativen (oder auch positiven) Reaktionen von Lesern erhalten?

Bei Heliosphere 2265 wurde das bisher in keinem Thread oder einer Lesermail thematisiert. Und das ist für mich das Beste, was passieren konnte. Es wird als Teil des Serienkosmos akzeptiert und muss dazu nicht erwähnt werden. Genauso wollte ich es in der Geschichte haben. Normal, nicht erwähnenswert.

MORDS-TEAM - Band 6Bei Ein MORDs-Team kamen bisher einige positive Rückmeldungen, was mich sehr gefreut hat. Die Beziehung zwischen einer der vier Teenager-Hauptfiguren und seinem Freund kam gut an. Hier wird das auch nicht einfach so nebenbei erwähnt, sondern ist Teil der Selbstfindung des Charakters, der zwischen Mordermittlung, Feuersbrünsten, Fensterstürzen und zusammengeschlagen werden, auch durch diesen Teil des Erwachsenwerdens durch muss.

Ich war anfangs darauf eingestellt, dass hier negative Reaktionen kommen, aber nichts dergleichen.

Hast Du einen queeren Lieblingscharakter (ob aus Deinen eigenen Büchern oder generell aus Literatur und Film & Fernsehen)?

Da gibt es durchaus den ein oder anderen. Der aktuell präsenteste ist die Figur Connor Walsh aus der Serie How to get away with murder (gespielt von Jack Falahee). Gut aussehend, selbstbewusst, durchsetzungsstark (zugegeben, auch ein wenig kaputt) ist er eine sehr facettenreiche, modern charakterisierte Figur.

Vielen Dank!

Mehr über Heliosphere 2265, Ein M.O.R.D.s-Team, Die Chroniken der Seelenwächter und die Greenlight Press erfahrt ihr auf der Verlagswebsite.

Ein längeres Interview mit Andreas zu seiner SciFi-Serie findet ihr außerdem hier.

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