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24. Januar 2016

Markus Heitz: Drachengift

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 10:00

DrachengiftDie Goldenen Zwanziger sind eine Zeit des Umbruchs. Der Erste Weltkrieg liegt nicht einmal zehn Jahre zurück, der wirtschaftliche Aufschwung beflügelt den Erfindergeist und führt zur Entwicklung des Telefon und des Tonfilms. In Zeppellinen wird der Atlantik überquert – und Drachen versetzen Europa in Angst und Schrecken.

Silena, die einstige Drachenjägerin und Heldin von Markus Heitz’ beiden vorangegangenen Drachenromanen “Die Mächte des Feuers” und “Drachenkaiser”, kämpft zähneknirschend mit ihrer neuen Doppelrolle als werdende Mutter und Zarin von Russland. Ihr Ehemann Grigorij hat frisch den Thron bestiegen. Er ist vor allem damit beschäftigt, sich als politisches Oberhaupt eines riesigen Reiches zu etablieren. Weil Silena damit hadert, zur Untätigkeit verdammt zu sein, bekommt sie zunächst gar nicht mit, wie seltsam Grigorij sich verhält. Sie ahnt nicht, dass ausgerechnet er unter den Bann eines mächtigen Drachen gefallen ist. Der wiederum mischt mit im Gerangel der uralten europäischen Drachen um die Vormachtstellung auf dem Kontinent.

Die sogenannten Altvoderen – die mächtigsten der Drachen – sind so mit ihren Ränkespielen untereinander beschäftigt, dass sie scheinbar gar nicht bemerken, welche Gefahr die Existenz ihrer ganzen Art bedroht. In Amerika hat ein Erfinder ein gasförmiges Gift entwickelt, dass Menschen nichts anhaben kann, Drachen aber erbarmungslos innerhalb weniger Sekunden den Gar ausmacht. Das könnte der traditionell gefährlichen Drachenjagd völlig neue Möglichkeiten eröffnen. In Amerika, so heißt es, habe man die Spezies Drache bereits vollständig ausgerottet.

Aber ist dem auch so? Dr. Ahmat Fayence, Psychologe und Drachenjäger, macht sich auf in die Neue Welt, um die Auswirkungen des Wundermittels selbst zu untersuchen. Und auch Silena, kaum hat sie ihrem ersten Kind das Leben geschenkt, macht sich auf nach Amerika …

Sieben Jahre nach “Drachenkaiser” kehrt Markus Heitz mit “Drachengift” in sein Drachenuniversum zurück. Man braucht die beiden Vorgänger nicht unbedingt zu lesen, um den neuen Roman zu verstehen, aber er macht wesentlich mehr Spaß, wenn man “Die Mächte des Feuers” und/oder “Drachenkaiser” bereits kennt. Die liegen übrigens jetzt ebenfalls in toller neuer Ausstattung vor. Nun ist Markus Heitz ja nicht gerade für kurze Romane bekannt, und wer sich nicht mehr durch die beiden Wälzer lesen mag, bevor er sich auf “Drachengift” stürzt, kann sich bei Book-Walk nochmal eine Zusammenfassung der ersten beiden Romane zu Gemüte führen. Vor kurzem habe ich im Rahmen einer Blogtour außerdem die Welt, in der die Romane spielen, etwas näher vorgestellt.

Drachengift” selbst liest sich spannend und abwechslungsreich, was zum einen daran liegt, dass die Alternativwelt der Romane noch immer Charme versprüht, vor allem aber daran, dass sich Silena mit diversen anderen Figuren als Point of View-Charakter abwechselt. So spielt die Handlung mal in St. Petersburg, mal in Berlin oder München, dann wieder in Frankreich, England – und natürlich in Nord- und Südamerika. Man muss drann bleiben am Roman, sonst verliert man den Überblick. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn nahezu alle Handlungsstränge sind gleich interessant. Die Drachen sind immer noch gleichzeitig fies und faszinierend, und mit Silena und Grigorij hat zwei Figuren geschaffen, die ebenfalls schwer begeistern. Vor allem Grigorij mit seinen teils eher dekadent-selbstzerstörerischen Charakterzügen bleibt im Gedächtnis haften.

Übrigens führt “Drachengift” seine Hauptstoryline zwar befriedigend zu Ende, der Autor hat sich aber noch etwas Raum für potentielle Fortsetzungen gelassen.

Fazit: Wer bereits “Die Mächte des Feuers” mochte, kommt bei “Drachengift” sicher auf seine Kosten. Für Markus Heitz-Fans ist der Band ohnehin Pflichtlektüre.

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