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23. April 2013

Susanne Gerdom: Das Haus am Abgrunde

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 18:38

Das Haus am AbgrundDüster und geheimnisvoll thront das alte englische Herrenhaus Heathcote Manor auf den Klippen über dem Meer. Auf den 16jährigen Adrian, der mit seinen beiden Vätern vor kurzem erst nach Cornwell gezogen ist und im Kutscherhaus direkt neben dem Landsitz lebt, übt das Gemäuer eine hypnotische Faszination aus.

Dringt in der Nacht wirklich Lichtschein aus den verlassenen, halb verfallenen Hallen, oder ist dies ebenso nur eine Halluzination wie die seltsamen Geistwesen, die Adrians Krankheit ihm vorgaukelt? Im Kopf des 16jährigen wächst ein unheilbarer Gehirntumor und er weiß, dass er nur noch wenige Monate zu leben hat. Die Zeit, die ihm noch bleibt, will er nutzen: Er will das Geheimnis von Heathcote Manor ergründen, das im Dorf hinter vorgehaltender Hand als Spukhaus bezeichnet wird, auf dem ein uralter, mächtiger Fluch liegt. Und er will November kennenlernen, jenes geheimnisvolle, wunderschöne Mädchen, dessen Familie Heathcote Manor gehört und das sich dennoch vor dem Haus fern hält. Je mehr Geheimnisse Adrian lüftet, desto stärker wird sein Drang, November zu beschützen. Denn auch auf der 15jährigen liegt ein Fluch. Sie ist das Winterkind, die Novemberbraut – und ihr Schicksal soll sich an ihrem 16. Geburtstag erfüllen …

Ein heruntergekommenes Herrenhaus, ein Dorf in Cornwall, bevölkert von kleinbürgerlichen Bewohnern, die ihre Geheimnisse nicht mit fremden teilen wollen, Geister, Visionen, ein alter Fluch und eine tragische Liebe … für “Das Haus am Abgrund” bedient sich Susanne Gerdom geschickt an den klassischen Markenzeichen des Schauerromans und spinnt eine spannende, unheimliche Geschichte für junge und junggebliebene Leser. Obwohl der Anfang mit sicherer Hand geschrieben ist und er die wichtigsten Personen der Handlung sehr lebendig zeichnet, dauerte es ca. 70, 80 Seiten, bis mich die Geschichte fesselte. Dann jedoch lies sie mich nicht mehr vom Hacken.

Das Mysterium um ein uraltes Familiengeheimnis, das durch die Jahrhunderte Generation um Generation seinen Tribut fordert, entblättert sich nur langsam. Während erfahrene Leser den Charakteren in einigen Details sicher ein wenig voraus sind, so gelingt es Susanne Gerdom dennoch, einige Antworten bis zum Schluss aufzusparen und so die Spannung beim Publikum oben zu halten.

Was “Das Haus am Abgrund” zu etwas Besonderem macht, sind die ernsten Themen, die die Autorin mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl scheinbar mühelos in die Handlung mit einfügt: Wie selbstverständlich stellt sie beispielsweise die Tatsache dar, dass Adrian von zwei Männern aufgezogen wird – seinem leiblichen Vater und dessen Lebensgefährten. Statt eines überstilisierten Heile Welt-Bilds zu zeichnen, scheut sie nicht davor zurück, auch von den Schwierigkeiten zu berichten, die diese beiden in ihren Beziehung zu bewältigen haben.
Besonders mutig ist es meiner Ansicht, einen totkranken Jungen in den Mittelpunkt eines Phantastik-Romans zu stellen. Ohne falsche Scheu schildert sie von den Problemen, unter denen er leidet und schafft dennoch einen Charakter, der nicht an seinem Schicksal zerbricht, sondern trotzdem voller Energie jeden Tag lebt, der ihm noch bleibt.

Überhaupt wirken die Charaktere in “Das Haus am Abgrund” durch die Bank sehr real, mit ihren Stärken und Schwächen – ob es sich nun um Menschen aus Fleisch und Blut handelt wie Adrians Stiefvater Jonty oder Novembers Großmutter, oder aber ob es sich um Produkte seiner Fantasie handelt, wie die Punkerin Jeannie, den Asiaten Roshi oder den grünhaarigen Joker.

Da schadet es dem Gesamteindruck nicht, dass der große Showdown im Finale gern ein paar Seiten mehr hätte umfassen können und das Ende im Vergleich zur restlichen Handlung meiner Meinung nach etwas zu positiv ausfällt. Alles in allem ist “Das Haus am Abgrund” ein solider, spannender Schauerroman für Jugendliche, der in der wichtigsten Disziplin punktet: Er unterhält gut!

Fakten:

Roman: Das Haus am Abgrund
Autorin: Susanne Gerdom
Aufmachung: Paperback mit Klappbroschur, 391 Seiten
Verlag: bloomoon
Preis: 14,95 EUR

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Interview mit Susanne Gerdom zum Roman: hier!

Ein Kommentar »

  1. […] als diese drei. Deshalb will ich als Lese-Tipps für euch zumindest noch Susanne Gerdoms “Das Haus am Abgrund” (eine schöne Geistergeschichte in Cornwall, die ihre Geheimnisse erfreulicherweise nicht zu […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Darkstars Tops & Flops 2013Ein subjektiver Rückblick über mein Lese-Jahr | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy - ein Fantasy Blog — 2. Januar 2014 @ 08:42

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